2016: „Lost Places“: Der morbide Charme der vergessenen Orte (Matthias Jäckel)

Bild: Matthias Jäckel

Aufgelassene Fabrikanlagen, verfallende Militärkomplexe, leere Prachthotels, vor sich hin gammelnde Krankenhäuser – faszinierende Motive…

Morbider Charme

Die Fotoausstellung “Lost Places” im Deutschen Kameramuseum in Plech war Anziehungspunkt für Fotografen jeden Alters: Rund 60 durchwegs beeindruckte Besucher schauten sich alleine im Laufe des Vernissagen-Sonntags (2. Oktober 2016) die rund 40 teils großformatigen Fotografien an, die der Hofer Matthias Jäckel geschaffen hat. Die Ausstellung war auch nach der Winterpause noch vom 5. Februar bis 4. April noch zugänglich.

Rund 40 Bilder bildeten die Fotoausstellung "Lost Places" im Deutschen Kameramuseum. Danke nochmals an Andreas Wolf und Holger Grzimek für das Kuratieren.

Aufgelassene Fabrikanlagen, verfallende Militärkomplexe, verlassene Prachthotels oder vor sich hin gammelnde Krankenhäuser – der morbide Charme solcher „Lost Places“, von Gott und der Welt verlassenen Orte in Stadt und Land, übt schon seit je her eine unwiderstehliche Faszination auf „Kinder jeden Alters“ aus. Und besonders, wenn diese „Abenteurer“ auch engagierte Fotografen sind, die diese meist wildromantischen „Locations“ für ihre Aktfotos oder Porträtaufnahmen nutzen oder die einfach den Verfall der einstigen Pracht dokumentieren wollen.

Matthias Jäckel (*1981).

Einer dieser Neugierigen, die regelmäßig solche „Urban Explorations“ oder „Stadterkundungen“ unternehmen, ist der 1981 in Hof geborene Amateurfotograf Matthias Jäckel (Bild links). Mit der Fotografie fing er Anfang der 2000er mit einer Olympus C220-Zoom an, nach gut zehn Jahren musste dann eine Digitale Spiegelreflexkamera (DSLR) her. 

Jäckel stieg auf eine Olympus E410 um: „Hier konnte ich erste Erfahrungen im DSLR-Bereich sammeln. Irgendwann kam jedoch der ‚Gruppenzwang‘ und ich wechselte auf das Canon APS-C-System, wo ich auch nach wie vor beheimatet bin“, berichtet der Fotograf über seine Ausrüstung. 2008 begann er mit Geocaching und hatte in diesem Bezug erste Kontakte mit der Leidenschaft „Lost Places“.

Jäckel: „Mit der Zeit merkt man allerdings, dass zu viele Menschen an solchen Locations gar nicht gut für eben diese sind und so versucht man, die unbekannteren, unberührten Locations zu finden, was auch heute noch das Ziel ist.“ Jedes Gebäude habe eine Geschichte, der man anhand der Spuren im und am Gebäude nachspüren könne. Selbst bei einem entkernten Gebäude gebe es immer noch Stellen, an denen man schöne Motive finde, auch wenn man mit der Zeit immer wählerischer werde.

Eine tolle Mischung: Bei Matthias Jäckels Bildern ist für jeden etwas dabei. Unser Foto von der Vernissage zeigt Museumsleiter Kurt Tauber (rechts) im Gespräch mit einer Besucherin.

Dabei haben verantwortungsvolle „Urbexer“ durchaus einen eisernen Ehrenkodex. Jäckel: „Mir persönlich ist wichtig, dass nirgends eingebrochen wird (Wenn offen, dann rein, wenn zu, dann tabu!), nichts verändert wird und auch der Fundort nicht veröffentlicht wird.“ Der Tausch von Adressen interessanter Locations unter Gleichgesinnten sei immer Vertrauenssache.

Oftmals seien bei den Eigentümern der Anwesen die Reaktionen positiv, wenn man sich für das Verfallene interessiere. Und wenn man vernünftig mit den Leuten rede, verstünden es die Leute auch. Negative Erlebnisse, gefährliche Situationen, Beleidigungen oder Drohungen seien eher selten.

Der Fotograf der Ausstellungsbilder "Lost Places", Matthias Jäckel aus Hof (zweiter von links, helles Hemd), erläuterte den zahlreichen Vernissagengästen beim Rundgang seine Arbeitsweise.