Die Kameraindustrie der DDR war weltberühmt, auch im Westen Deutschlands - nicht nur bei den Versandhändlern - hoch geschätzt und in ganz Osteuropa ein Vorbild. Doch es fällt schwer, die vielen Modelle dem richtigen Hersteller zuzuschreiben.
Probleme der richtigen Zuordnung und der Nomenklatur
Die Namensgebung der meisten DDR-Fotogeräte ist äußerst verwirrend und undurchsichtig. Oftmals wurden Vorkriegsmodelle beispielsweise von Zeiss Ikon nach dem Ende des zweiten Weltkriegs noch unter dem alten Firmennamen weiterproduziert, nicht selten in einer anderen ostdeutschen Fabrik, häufig auch unter neuer Firmierung mit der alten Modellbezeichnung oder der alten Firmierung und alten Modellbezeichnung aber unter einer anderen Marke. Dazu kommen die verschiedenen Schritte der Privatisierung ehemals bekannter ostdeutscher Fotohersteller, die Zusammenschlüsse in Volkseigenen Betrieben (VEB) und letztlich unter Pentacon, wobei oft aber die Markennamen erhalten blieben. Zeitweise wurden die selben Kameras auch unter verschiedenen Herstellernamen angeboten.
Wir versuchen hier – Irrtum vorbehalten – das so gut wir können etwas aufzudröseln und in der Datenbank zu berücksichtigen. Für Hinweise, Korrekturen oder Aktualisierungen sind wir dankbar. E-Mail: info@kameramuseum.de.
Versuch einer Einordnung:
Beier:
Woldemar Beier, Freital bei Dresden (1921-1972), VEB Kamerafabrik Freital (1972), VEB Pentacon (1980), Kombinat Carl Zeiss Jena (1985).
Belca:
VEB Belca-Werk, Dresden (früher Balda, Dresden, später VEB Pentacon).
Beroflex:
Die Beroflex Kamera-Film Aktiengesellschaft war eine in West-Berlin und Bad Kissingen ansässige Handelsgesellschaft, die in erster Linie Fotogeräte aus der DDR in Westdeutschland verkaufte. Beroflex war bis 1990 der wichtigste Importeur für die von Pentacon hergestellten Spiegelreflexkameras der Marke Praktica nach Westdeutschland. Auch die Filme der Ost-Agfa ORWO wurden über Beroflex vertrieben. Der damalige Beroflex-Geschäftsführer Heinrich Manderman kaufte in den 1980er und 1990er Jahren eine Reihe von Traditionsunternehmen der deutschen optischen Industrie. Mandermann war beispielsweise (zeitweiliger) Inhaber von Rollei und ORWO. Später gehörten Schneider-Kreuznach und die Pentacon GmbH zum Familienkonzern Mandermann.
Certo:
Certo Kamerawerk, Alfred Lippert, Dresden (ab 1972 VEB Certo und ab 1980 VEB Pentacon).
DEFA:
VEB Defa Gerätewerk Friedrichshagen
EHO Emil Hofert/Altissa:
EHO Dresden (1928-1937), EHO-Altissa, Amca-Kamerawerk Berthold Altmann (1940), VEB Altissa Kamerawerk, VEB Pentacon (1959).
Feinmess Dresden:
1872: Gustav Heyde – Mathematisch-mechanisches Institut Optische Präzisions-Werkstätte; 1948: VEB Optik Feinmess Dresden; 1970: VEB Feinmess Dresden, Teil des VEB Carl Zeiss Jena; seit 1992 Feinmess Dresden GmbH Teil der Steinmeyer-Firmengruppe; seit 2014 Steinmeyer Mechatronik GmbH.
Goltz & Breutmann, Mentor:
Ab 1906 „Goltz & Breutmann Fabrik photographischer Apparate“ in Dresden, ab 1921 Umbenennung in „Mentor Kamerafabrik Goltz & Breutmann“. 1944 kaufte Rudolf Großer das Unternehmen, 1945 wurde es völlig zerstört. Bereits 1948 wurde wieder mit dem Bau einer Mentor-Atelier-Spiegelreflexkamera 9 x 12 cm begonnen, die Firmenbezeichnung lautete „Firma Mentor, Inhaber Rudolf Großer“. Nach der Verstaatlichung im Jahr 1972 „VEB Mentor Großformatkameras Dresden“, der wiederum 1980 aufgelöst und in den VEB Pentacon eingegliedert wurde.
Ica:
Die Ica AG Dresden entstand 1909 aus dem Zusammenschluss der Firmen Hüttig, Dr. Krügener, Wünsche und Zeiss Palmos. Ab 1926 gehörte der Betrieb zur Zeiss Ikon AG. Gerade in den Übergangszeiten ist eine exakte Zuordnung zu Marken und Herstellern manchmal etwas schwierig, zumal alte Modelle unter neuer Firma häufig weitergebaut wurden.
Ihagee:
Ihagee Kamerawerk, Steenbergen & Co., Dresden; ab 1959 VEB Pentacon. Wichtig zu wissen: Die Klassifizierung der verschiedenen Exakta-Kameras (z. B.: ) erfolgt nach dem Standardwerk „Kameras aus Dresden“ von Richard Hummel (1922-1998), der über Jahrzehnte hinweg in der Dresdner Kameraindustrie gearbeitet hatte.
Kodak (DDR):
Der US-Konzern hatte vor dem zweiten Weltkrieg eine Niederlassung in Berlin, danach existierte bis in die Fünfziger Jahre hinein ein Werk namens „Kodak AG Filmfabrik Köpenick (Berlin-Köpenick/DDR)“, die im Wesentlichen nur durch die seltene Pionier Deko bekannt wurde.
K. W. / Guthe & Thorsch / Kamera-Werke Niedersedlitz:
Kamerawerkstätten Guthe & Thorsch, Dresden; VEB Kamerawerkstätten, VEB Pentacon (1964), Pentacon GmbH Foto- und Feinwerktechnik. Seit 1992 existiert wieder ein privates Nachfolgeunternehmen namens Kamera Werk Dresden.
Mentor Großformatkameras, Dresden, VEB:
Siehe: Goltz & Breutmann, Mentor.
Mimosa:
Der Hersteller Mimosa AG Dresden, später Zeiss Ikon, ging 1959 im VEB Pentacon auf. Mimosa war ursprünglich ein Fotopapier- und Filmhersteller.
ORWO:
1910 als Agfa-Filmfabrik in Wolfen gegründet, wurden die Namensrechte an Agfa 1964 in den Westen verkauft. Nach der Wende kam das Aus für das Traditionswerk. Aber der Name ORWO lebt weiter. Es gibt sogar wieder ORWO-Filme.
Pentacon, Dresden (VEB):
Als „Volkseigener Betrieb“ (VEB) letztlich der Zusammenschluss aller Kamerawerke in der DDR; später nach der Wende Pentacon GmbH Foto- und Feinwerktechnik.
Primar:
VEB Optik Primar Kamerawerke, auch Primar Kamera Werke Görlitz VEB, vormals Curt Bentzin, Görlitz, ab 1959 VEB Pentacon.
Richter:
Die Firma Reflekta-Kamerawerk Tharandt war ein in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im sächsischen Tharandt ansässiger deutscher Kamerahersteller. Später firmierte man als Kamerawerk C. Richter, danach Welta Kamerawerke, ab 1950 VEB Welta, ab 1959 im VEB Pentacon). Die bereits erfolgreiche Reflecta/Reflekta wurde weiter verbessert und von Welta schließlich als Reflekta II und der daraus weiterentwickelten Weltaflex produziert und mit gutem Erfolg verkauft. 1949 wurde unter Mitwirkung der in der DDR enteigneten Familie Richter die Firma „Lipca“ (Lippische Kamerafabrik Richter & Fischer GmbH) in Berntrup/Lippe (Westdeutschland) gegründet.
ROW:
Rathenower Optische Werke (VEB), 1966 in das Kombinat VEB Carl Zeiss Jena eingegliedert.
Welta:
Welta-Kamera-Werke, Freital, Sachsen, VEB Welta (1948), ab 1959 VEB Pentacon.
Wird laufend ergänzt.
Prakticas wurden unter verschiedenen Markennamen auch im Westen verkauft
Hier eine Auswahl von DDR-Kameras unter fremden Namen:
Burke & James: Columbia 35.
Hanimex: Praktica 66, Praktica LTL, Praktica nova I, Praktica nova IB, Praktica Super TL, pro TL.
Ihagee (West): Exakta RTL 1000, RTL 1000.
Peerless: Cavalier SLR-II, Cavalier STL-I.
Porst: CM auto, FX 4, Reflex, Reflex CX-3, Reflex CX-4, Reflex CX-6, Reflex FX 2, Reflex FX 3, Reflex FX 4, Reflex FX 6.
Revue/Foto Quelle: BC 2, ML (212), Revueflex BL, Revueflex SL, Revueflex TL, Revueflex TL I, Revueflex TL 25