Dass diese stattliche Plattenkamera im Aufnahmeformat 9 x 12 cm aus dem „ORIONWERK Akt. Ges. Hannover“ stammt, ist unstrittig: So steht es im Laufboden eingraviert. Aber der genaue Kameratyp gibt noch Rätsel auf. Am ähnlichsten sieht das Gerät der Orion Rio 21 C, jedenfalls wenn man die Spreizen und die Aufhängung des Tragegriffs sowie die Konstruktion des doppelten Auszugs betrachtet. Das C steht bei den Orion-Kameras der Rio-Baureihe (die sicher mehr als ein Dutzend Modelle umfasst) übrigens immer für das Format 9 x 12 cm. Es gab auch Kameras für kleinere und größere Formate. Gebaut worden ist diese Rio vermutlich Anfang der 1920er Jahre. Sie trägt die Seriennummer 174208.
Die Ausstattung: Beledertes Holzgehäuse mit klappbarer Frontplatte aus Metall, auf der die Schienen für den doppelten Auszug (Bild) montiert sind. Der Balgen besteht aus Leder. Die Frontstandarte ist mit einer Mikrometerschraube in der Höhe verstellbar, eine seitliche Verschiebung ist beim Museumsmodell nicht möglich. Das hochwertige Objektiv, ein Tessar 1:4,5/13,5 cm (Seriennummer 613384) von Carl Zeiss Jena, ist in einem Compur-Verschluss (ZDM) mit den Zeiten 1 bis 1/200 Sekunde montiert, die Blenden reichen bis 36; ein Drahtauslöseranschluss ist vorhanden.
Zwei Sucher stehen zur Verfügung: ein für Hoch- und Queraufnahmen verstellbarer, klappbarer Brillantsucher (mit angebauter Libelle) sowie ein Rahmensucher mit ausklappbarem, rechteckigem Diopter, in dessen verchromten Gehäuse noch einmal „ORIONWERK…“ eingraviert ist.
Die Kamera wurde ursprünglich ausweislich des aufgenagelten Firmenlogos vom Nürnberger „Spezialhaus für Photographie“ Deuber & Rau verkauft, also gerade mal 35 Kilometer Luftlinie vom Plecher Museum entfernt.