Die DDR-Kameraindustrie: Verwirrende Vielfalt

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Bild: Kurt Tauber

Die Kameraindustrie der DDR war weltberühmt, auch im Westen Deutschlands - nicht nur bei den Versandhändlern - hoch geschätzt und in ganz Osteuropa ein Vorbild. Doch es fällt schwer, die vielen Modelle dem richtigen Hersteller zuzuschreiben.

Probleme der richtigen Zuordnung und der Nomenklatur

Die Namensgebung der meisten DDR-Fotogeräte ist äußerst verwirrend und undurchsichtig. Oftmals wurden Vorkriegsmodelle beispielsweise von Zeiss Ikon nach dem Ende des zweiten Weltkriegs noch unter dem alten Firmennamen weiterproduziert, nicht selten in einer anderen ostdeutschen Fabrik, häufig auch unter neuer Firmierung mit der alten Modellbezeichnung oder der alten Firmierung und alten Modellbezeichnung aber unter einer anderen Marke. Dazu kommen die verschiedenen Schritte der Privatisierung ehemals bekannter ostdeutscher Fotohersteller, die Zusammenschlüsse in Volkseigenen Betrieben (VEB) und letztlich unter Pentacon, wobei oft aber die Markennamen erhalten blieben. Zeitweise wurden die selben Kameras auch unter verschiedenen Herstellernamen angeboten. 

Wir versuchen hier – Irrtum vorbehalten – das so gut wir können etwas aufzudröseln und in der Datenbank zu berücksichtigen. Für Hinweise und Korrekturen sind wir dankbar. E-Mail: info@kameramuseum.de.

Versuch eines Überblicks:

Certo:

Certo Kamerawerk, Alfred Lippert, Dresden (ab 1972 VEB Certo und ab 1980 VEB Pentacon).

EHO Emil Hofert/Altissa:

EHO Dresden (1928-1937), EHO-Altissa, Amca-Kamerawerk Berthold Altmann (1940), VEB Altissa Kamerawerk, VEB Pentacon (1959).

Goltz & Breutmann, Mentor:

Ab 1906 “Goltz & Breutmann Fabrik photographischer Apparate” in Dresden, ab 1921 Umbenennung in “Mentor Kamerafabrik Goltz & Breutmann”. 1944 kaufte Rudolf Großer das Unternehmen, 1945 wurde es völlig zerstört. Bereits 1948 wurde wieder mit dem Bau einer Mentor-Atelier-Spiegelreflexkamera 9 x 12 cm begonnen, die Firmenbezeichnung lautete “Firma Mentor, Inhaber Rudolf Großer”. Nach der Verstaatlichung im Jahr 1972 “VEB Mentor Großformatkameras Dresden”, der wiederum 1980 aufgelöst und in den VEB Pentacon eingegliedert wurde.

Ihagee:

Ihagee Kamerawerk, Steenbergen & Co., Dresden; ab 1959 VEB Pentacon.

Kodak (DDR):

Der US-Konzern hatte vor dem zweiten Weltkrieg eine Niederlassung in Berlin, danach existierte bis in die Fünfziger Jahre hinein ein Werk namens “Kodak AG Filmfabrik Köpenick (Berlin-Köpenick/DDR)”, die im Wesentlichen nur durch die seltene Pionier Deko bekannt wurde.

K. W. / Kamera-Werke Niedersedlitz:

Kamerawerkstätten Guthe & Thorsch, Dresden; VEB Kamerawerkstätten, VEB Pentacon (1964), Pentacon GmbH Foto- und Feinwerktechnik. Seit 1992 existiert wieder ein privates Nachfolgeunternehmen namens Kamera Werk Dresden.

ORWO:

1910 als Agfa-Filmfabrik in Wolfen gegründet, wurden die Namensrechte an Agfa 1964 in den Westen verkauft. Nach der Wende kam das Aus für das Traditionswerk. Aber der Name ORWO lebt weiter. Es gibt sogar wieder ORWO-Filme.

VEB Mentor Großformatkameras, Dresden:

Siehe: Goltz & Breutmann, Mentor.

VEB Pentacon, Dresden: 

Zusammenschluss aller Kamerawerke in der DDR; später Pentacon GmbH Foto- und Feinwerktechnik.

Wird ergänzt.

Prakticas wurden unter verschiedenen Markennamen auch im Westen verkauft

Hier eine Auswahl von DDR-Kameras unter fremden Namen:

Burke & James: Columbia 35.

Cosina: CX-2. 

GOMZ: LOMO LS-A. 

Hanimex: Praktica 66, Praktica LTL, Praktica nova I, Praktica nova IB, Praktica Super TL, pro TL.

Ihagee (West): Exakta RTL 1000, RTL 1000.

Peerless: Cavalier SLR-II, Cavalier STL-I.

Porst: CM auto, FX 4, Reflex, Reflex CX-3, Reflex CX-4, Reflex CX-6, Reflex FX 2, Reflex FX 3, Reflex FX 4, Reflex FX 6. 

Revue/Foto Quelle: BC 2, ML (212), Revueflex BL, Revueflex SL, Revueflex TL, Revueflex TL I, Revueflex TL 25.