2015: “Die lange Reise” (Till Mayer)

Bild: Till Mayer

Till Mayer, der Fotoreporter, der in Pegnitz Abi gemacht hat, kam zu einem Vortrag und  einer Ausstellung ins Deutschen Kameramuseum. Er bereist seit Jahren als Journalist und Fotograf viele Kriegs- und Krisenländer sowie Katastrophengebiete Afrikas, Asiens und Europas.

Inhaltsverzeichnis

Packende Bilder aus den Krisengebieten der Welt

Unterwegs auf den Kriegsschauplätzen der Welt: Till Mayer arbeitet seit vielen Jahren als Journalist und Fotograf eng mit dem Roten Kreuz/Roten Halbmond, Handicap International und anderen Hilfsorganisationen zusammen.

Wenn die Sensationsreporter, die Kriegsfotografen, die quotengeilen TV-Kamerateams abgereist sind, wenn die Augen der Welt längst wieder auf andere Katastrophen gerichtet sind, andere schnelllebige Themen die Nachrichten beherrschen, dann kommt die Stunde des Till Mayer. Der 43-jährige Journalist des Obermain-Tagblatts in Lichtenfels, der seine Karriere Ende der 1980er Jahre als Freier Mitarbeiter des Nordbayerischen Kuriers in Pegnitz gestartet hatte, interessiert sich für die Folgen der Kriege, der Hungersnöte, der Naturkatastrophen. Vom Sonntag, 28. Juni, bis Sonntag, 23. August 2015, war ein Querschnitt seiner besten Arbeiten aus mehr als 20 Jahren in einer Ausstellung im Deutschen Kameramuseum in Plech zu sehen. Programmatischer Titel: „Die lange Reise“.

„Der Fotograf und Autor Till Mayer hebt Kriegsopfer aus dem Nebel der Anonymität, der sie für gewöhnlich umgibt. Er gibt ihnen ein Gesicht und hält ihre Geschichten fest – mit eindringlichen Bildern und Texten.” lobt der Münchener Merkur in einer Besprechung eines der Bücher von Mayer.

Das macht die Faszination der Fotos aus, wie in der Plecher Ausstellung an rund 45 Bildern deutlich wird, die eben mehr zeigen als Leid und Zerstörung. Sie stimmen bei aller Traurigkeit des jeweiligen Umfelds oft hoffnungsvoll.

Plakat zur Ausstellung "Die lange Reise" (20215) von Till Mayer.

Weil eben der Optimismus der porträtierten Kinder und Jugendlichen trotz ihrer Behinderung durch Beinprothesen und Verletzungen ansteckend ist. Weil deutlich wird, dass man helfen kann – und dass geholfen wird. Durch Organisationen wie das Rote Kreuz zum Beispiel, für das Till Mayer als Organisationsdelegierter die Welt bereist, oder Handicap International. Gerade für Handicap International, einer unabhängigen und unparteiischen Organisation für internationale Solidarität, die in Armuts-, Ausgrenzungs-, Konflikt- und Katastrophensituationen eingreift, hat Till Mayer seit 2012 mehrere Ausstellungen konzipiert, die jahrelang in der Bundesrepublik auf Tournee waren.

Demokratische Republik Kongo 2013: Goma ist seit Jahrzehnten Zufluchtsort für Menschen auf der Flucht.

Mayer fotografiert übrigens digital und in Farbe, weil viele Zeitungen und Zeitschriften auf Farbe bestehen. Seine Fotos stellt er aber oft in Schwarzweiß aus, „weil das die Bilder entschleunigt und auf das Wesentliche reduziert“, so Mayer, „gerade in der heutigen Zeit, bei der oft die Verpackung wichtiger als der Inhalt erscheint, ist das sehr wichtig.“

Museumsleiter Kurt Tauber (*1951) und  Till Mayer (*1964) kennen sich seit Mitte/Ende der 1980er Jahre, als Till als 16-jähriger ungestümer Pfadfinder in Pegnitz zusammen mit einigen anderen Pfadis in voller Montur die Redaktion des Nordbayerischen Kuriers stürmte und verkündete, man wolle nach Afrika fliegen und bei einem Entwicklungshilfeprojekt mitmachen. Bäume pflanzen und so. Tauber organisierte daraus eine KURIER-Spendenaktion und so kam das nötige Geld für die Pfadis schnell zusammen. Mayer, geboren in Hausham bei Miesbach, machte in Pegnitz Abitur und blieb dem KURIER auch in seiner Ersatzdienstzeit treu. Heute lebt er in Bamberg und arbeitet als Redakteur beim Obermain Tagblatt in Lichtenfels.

1993 entstand für das Rote Kreuz seine erste Reportage aus einem Krisengebiet, Bosnien. Seither bereiste er zahlreiche Kriegs- und Krisenländer sowie Katastrophengebiete Afrikas, Asiens und Europas. Seine Aufgabe als Informationsdelegierter des Internationalen bzw. Deutschen Roten Kreuzes führte ihn unter anderem auf den Balkan, in die Türkei, nach Sri Lanka, in den Irak und den Iran.

Ehrenamtlich engagiert er sich unter anderem für bedürftige Senioren in Lviv (Ukraine). Als freier Fotograf und Journalist arbeitet er für Spiegel-Online sowie zahlreiche Zeitungen und Magazine. Seine Fotos werden weltweit in Ausstellungen gezeigt. Er ist Autor dreier Bildbände: „Not“ (Herausgeber DRK), „Roter Winkel, hartes Leben“ (Verlag Herder) und „Abseits der Schlachtfelder“ (Erich-Weiss-Verlag).

Auszeichnungen: Coburger Medienpreis 2015 und 2012, Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes, Höchste Auszeichnung des Ukrainischen Roten Kreuzes, „Humiroir“ des DRK-Landesverbands Badisches Rotes Kreuz.

Till Mayer (links) erhielt am 21. Mai 2015 den Coburger Medienpreis 2015 für die cross-mediale Ausstellung "Barriere:Zonen" (www.barriere-zonen.org). Foto: Manuel Stark

Fotoausstellung und Vortrag

Holger Grzimek sortiert die Exponate
Andi Wolf bei den letzten Aufräumarbeiten
Eingang zur Ausstellung mit Sondervitrine
Treppenhaus oben und Mitte
Treppenhaus Mitte
"Privatführung" durch das Museum: Seinen Kollegen aus guten alten Tageszeitungszeiten, Till Mayer (links) und Wolfram Murr (Mitte), gab Museumsleiter Tauber nach der Vernissage spontan eine Führung durch das Deutsche Kameramuseum.
Die Fotoausstellung Till Mayer "Die lange Reise" mit packenden Reportagefotos aus den Krisen- und Katastrophengebieten dieser Welt ist eröffnet.

In einem sehr aufwühlenden Vortrag stellte Mayer seine Arbeiten vor, wobei er zu jedem seiner Fotos eine spannende Geschichte erzählte, die die Wirkung der Fotografien noch verstärkte. Die Zuhörer lauschten so atemlos und gebannt, dass man eine Stecknadel hätte zu Boden fallen hören. Museumsleiter Kurt Tauber, ein alter Freund und Journalistenkollege des Referenten, war beeindruckt: “Danke Till für diesen berührenden Vortrag!”

Eigentlich wollte der heutige Museumsleiter und langjährige Tageszeitungsredakteur Kurt Tauber anlässlich der Vernissage der Fotoausstellung “Die lange Reise” von Till Mayer am Sonntag, 28. Juni 2015, eine “Die lange Rede” halten und zum Thema Journalismus etwas vom Leder ziehen. Angesichts der überschaubaren Zuhörerschar und der Tatsache, dass die meisten Till Mayer ohnehin schon kannten, verzichtete er kurzfristig. Hier der Text dieser – in doppelter Hinsicht – ungehaltenen Rede.

Till Mayer (rechts) während seinem Vortrag in Plech. Links Andreas Wolf vom Museumsteam, der die Technik bediente.

Beispiele aus der Ausstellung "Die lange Reise"

Ukraine 2013: Ein besonderes Augenmerk legt das Rote Kreuz in Lemberg auf die Unterstützung der Überlebenden von Konzentrationslagern der Nationalsozialisten und Gulags der Stalinisten.
Vietnam 2010: Harte Feldarbeit zehrt an den Kräften. Bei der Pflege ihrer behinderten Kinder geraten viele von Agent Orange betroffene Familien an ihre Belastungsgrenzen. Eine Stiftung des Vietnamesischen Roten Kreuzes versucht, die größte Not zu lindern.
Rumänien 2011: Schafherden und Hirten mit verwegenen Fellmützen: Für den Besucher ist es eine romantische Zeitreise, für die Einheimischen die bittere Wirklichkeit. Kaum einer erwirtschaftet mehr, als er zum Leben braucht.
Philippinen 2014: Handstand vor Freude. Der junge Mann mit Behinderung bekam von Handicap International genug Unterstützung, um sich eine neue Hütte zu errichten.
Afghanistan 1997: Nach einem Raketenangriff im IKRK-Hospital in Kabul.
Ukraine 2013: Altersarmut ist Alltag in der Ukraine. Viele Rentner sind auf jede zusätzliche Kopeke angewiesen.
Äthiopien 2000: Das am meisten abgedruckte Fotos Mayers: Dürre im Ogaden.
Demokratische Republik Kongo 2013: Goma ist seit Jahrzehnten Zufluchtsort für Menschen auf der Flucht.