Helmut Newton: “SUMO”

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Literaturtipp:

Wahnwitziges Buchprojekt und Jahrhundertsensation

Ende des 20. Jahrhunderts erschien dieses wahnwitzige Buchprojekt. Die auf 10.000 signierte Exemplare limitierte Edition des Riesen-Bildbands kostete 1999 stolze 10.000 DM und war innerhalb kurzer Zeit ausverkauft. SUMO war in jeder Hinsicht ein titanisches Werk: eine 470 Seiten starke Hommage an den einflussreichsten und kontroversesten Fotografen des 20. Jahrhunderts, ein Buch, das Rekorde brach und alle Dimensionen sprengte. 

Das legendäre Exemplar Nummer eins, handsigniert von über 100 der in dem Buch abgebildeten berühmten Persönlichkeiten, wurde bei einer Auktion in Berlin am 6. April 2000 für sensationelle 620.000 DM (rund 317.000 Euro) versteigertMit einer Größe von rund 50 x 70 cm, einem Gewicht von etwa 35 Kilogramm, 470 Seiten und seinem Preis brach es alle Rekorde. SUMO ist eine wahrlich einzigartige Publikation – und verlagsseitig längst vergriffen.

Museumsgründer Kurt Tauber konnte 2009 ein Exemplar der kleineren “Volksausgabe” aus dem Taschenverlag für das Museum besorgen. Diese im Deutschen Kameramuseum ausgestellte “geschrumpfte” Version (“nur” 27 x 37,5 cm, damals 99,- Euro) aus einer Neuauflage des Kölner Taschen-Verlags ist exzellent gedruckt und zeigt Newtons Arbeiten aus allen Zeiten seiner Karriere, aus Mode-, Glamour-, Porträt- und Aktfotografie. SUMO setzte neue Standards für das Genre der Kunstmonografie und sicherte sich einen prominenten Platz in der Geschichte des Fotobuchs. Helmut Newton wäre sicher hoch erfreut darüber gewesen, dass SUMO ein Jahrzehnt nach seiner Erstveröffentlichung von seiner Frau June Newton überarbeitet “in einem Format herausgegeben wurde, das eine demokratischere Verbreitung ermöglichte und seine Kunst einem großen Publikum zugänglich machte”, so der Taschen-Verlag.

Kurt Tauber, selbst glühender Verehrer der Fotografie von Helmut Newton, in seiner damaligen Rezension: “Ein absolutes Muss für jeden Newton-Fan”. Sein Exemplar hat er dem Kameramuseum überlassen.

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Die stolzen Besitzer dieser Neuausgabe von 1999 mussten übrigens nicht mit ihrem SUMO-Exemplar "ringen". Es wurde mit einem eigens dafür entworfenen Display-Buchständer aus Plexiglas ausgeliefert.

Spätere Editionen

“20 Jahre SUMO”: 

Eine mit 125 Euro wohlfeile Jubiläumsausgabe des Taschen-Verlags war das Ergebnis eines Projekts, das Helmut Newton noch konzipiert hatte. Der von seiner Frau June überarbeitete Band enthielt 464 Abbildungen und ein neues Booklet, das durch die Entstehung dieses Verlagsprojekts führt – laut Verlag “eine spektakuläre Hommage an den überlebensgroßen Helmut Newton”, in einem freundlichen Format von 26,7 x 37,4 cm und einem immer noch stolzen Gewicht von 6 Kilogramm.

“BABY SUMO”: 

Und da war dann noch eine begehrte Sammler-Edition für 1.350 Euro:  Anlässlich des 100. Geburtstags von Helmut Newton im Jahre 2020 und des 40-jährigen Jubiläums von TASCHEN präsentierte der Verlag “BABY SUMO, das ultimative Sammlerstück”. In einer limitierten Auflage von 10.000 nummerierten Exemplaren ist es genau halb so groß wie das berühmte Original von 1999. BABY SUMO wurde mit einem von Philippe Starck entworfenen Bücherständer aus Edelstahl geliefert, der einen Sockel und ein Booklet enthält, das die Entstehung dieser legendären Publikation dokumentiert. Herausgegeben und überarbeitet von June Newton.

Helmut Newton (1920-2004)

war einer der eigensinnigsten und meistbewunderten Fotografen des 20. Jahrhunderts. In seinen Mode-, Portrait-, Landschafts- und Aktfotografien entwickelte er eine unverwechselbare Ästhetik. Geboren in Berlin, gelangte er 1940 nach Australien und heiratete dort acht Jahre später June Browne.  Die Schauspielerin war unter dem Pseudonym June Brunell bekannt und startete ab 1970 unter dem Pseudonym Alice Springs eine Karriere als Fotografin. 

In den 1970er Jahren erlangte Helmut Newton internationalen Ruhm durch seine Arbeit für das Modemagazin Vogue, dessen Bildersprache er prägend beeinflusste. Newton inszenierte seine Modelle nicht im Studio, sondern in Alltagssituationen, Innenräumen und auf der Straße. Seine Mischung aus widersprüchlichen Szenarien, kühner Beleuchtung und bemerkenswerter Bildkomposition wurde zu seinem Markenzeichen. Ihm wurden zahlreiche Ehrungen zuteil, darunter 1990 der Grand Prix National für Fotografie und 1992 das Bundesverdienstkreuz. 

Prinzessin Caroline ernannte ihn zum Officer des Arts, Lettres et Sciences seiner Wahlheimat Monaco. Der ehemalige französische Kultusminister Philippe Douste-Blazy ernannte Newton 1996 zum Commandeur de l’Ordre des Arts et des Lettres. Im Januar 2004 kam Helmut Newton bei einem Verkehrsunfall in Hollywood ums Leben. Drei Monate vor seinem Tod hatte er 1000 Werke aus seinem umfangreichen Archiv seiner Heimatstadt Berlin überlassen. 

June Newton (1923–2021) 

arbeitete seit 1970 als Fotografin unter dem Pseudonym Alice Springs. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen und Publikationen gezeigt, darunter Vanity Fair, Interview, Elle und Vogue. Zu ihren vielen berühmten Motiven gehören William S. Burroughs, Catherine Deneuve, Graham Greene, Vivienne Westwood, Ralph Gibson, Roy Lichtenstein, Robert Mapplethorpe, Yves Saint Laurent und Nicole Kidman.