Die Univex Mercury II des US-amerikanischen Herstellers Universal Camera Corporation wurde von 1945 bis 1952 produziert. Sie war die Nachfolgerin der Univex Mercury I. Beide Kameramodelle sind Sucherkameras, die sich auf den ersten Blick ähneln. Die Mercury II ist aber größer als ihre Vorgängerin. Während die Mercury I Filme in einem Spezialformat des Kameraherstellers benötigte, verwendet die Mercury II Kleinbildfilm (Typ 135).
Wie ihre Vorgängerin hat die Mercury II einen Blitzschuh mit Mittenkontakt („Hot Shoe“), was damals hochmodern und außergewöhnlich war. Die Univex I war 1938 die weltweit erste Kamera mit einem solchen Blitzschuh. Zweite Besonderheit an den verhältnismäßig preisgünstigen Mercury-Kameras war die kürzeste Belichtungszeit von 1/1.000 Sekunde. Diese kurze Belichtungszeit kennzeichnete damals bei Kleinbildkameras die Grenze des technisch Machbaren und wurde sonst nur von wenigen teuren Kameras geboten. Die Konstrukteure erreichten dies mit einer großen rotierenden Scheibe, in der eine Öffnung in der Form eines Kuchenstücks die Lichtmenge steuerte. Die Größe des „Kuchenstücks“ war verstellbar, je kleiner, desto kürzer die Belichtungszeit.
Die Konstruktion dieses Rotorverschlusses ist robust und genau, für eine Fotokamera aber ungewöhnlich, sie stammt aus der Schmalfilmtechnik. Der Konstrukteur der Mercury hatte zuvor für Universal die winzige und hübsche Art-Deco-Schmalfilmkamera Univex Model A 8 geschaffen. Dieser rotierenden Scheibe verdankt die Kamera auch ihre besondere äußere Form. Die halbrunde Erhebung oben auf dem Kameragehäuse war keine gestalterische Besonderheit, sondern notwendig, um die über das Gehäuse hinausragende, rotierende Scheibe unterzubringen.
Das Objektiv ist ein wechselbares Universal Tricor 1:3,5/35 mm wie bei dem Vorkriegsmodell. Universal bot aber für die Mercury II auch ein lichtstärkeres Objektiv an (1:2/35 mm). Aus diesem Grunde hat die Kamera eine zusätzliche Tiefenschärfetabelle auf der Rückseite der oberen Gehäuserundung.
Die Mercury II ist in großen Stückzahlen gebaut worden. Man startete 1945 bei Seriennummer 46000. Das Museumsstück gehört mit der Seriennummer 95587 noch zu den früheren Modellen und dürfte im Jahr 1947 produziert worden sein. Bei Produktionsende im Jahr 1952 war man bei Seriennummern um 190000 angelangt. Die Mercury II hätte sich sicher noch länger verkauft, aber Universal geriet in wirtschaftliche Schwierigkeiten und ging im April 1952 bankrott.