Klaus-Peter Volke, Bayreuth

Bild: Peter Mularczyk

Das Deutsche Kameramuseum bekommt immer wieder teils exotische Foto- und Filmgeräte fürs Plecher Museum angeboten. Aber ein Bildübertragungsgerät der amerikanischen Presseagentur UPI auf dem Vietnam-Krieg war bis dato nicht dabei. Der 80-jährige Bayreuther Pressefotograf Klaus Peter Volke (Bild) trennte sich 2023 von seinem ehemaligen Arbeitszeug nebst diverser analogen Nikon-Profi-Kameras. Eine spannende und lehrreiche Geschichte für Jung und Alt.

"Vom Wahnsinn aktueller Sportfotos aus Franken im analogen Zeitalter“

Von Kurt Tauber

Der Bayreuther „Hobby-Sportpressefotograf“, wie er sich selbst bescheiden bezeichnet, hat seine Leidenschaft für “schnelle” Fußballbilder „immer nur als Hobby neben meinem Beruf Speditionskaufmann“ gelebt. Schon in seiner Lehrzeit in Hof hat sich Klaus-Peter Volke (Jahrgang 1943) in einem Labor daheim bei seinen Eltern mit der Selbstentwicklung von Schwarz-Weiß-Fotos befasst. Über den Sportredakteur der Frankenpost in Hof an der Saale Hof kam er dazu, alle Handball-, Radball- und Box-Veranstaltungen für die dortige Tageszeitung als freier Mitarbeiter zu fotografieren. Da seine erste Boxkamera mit dem Negativformat 6 x 6 cm auf Rollfilm nur eine kürzeste Verschlussgeschwindigkeit von 1/200 Sekunde hatte, war sie für Fußballaufnahmen aber nicht geeignet. Doch in der Halle mit Blitzlicht ging das immer ganz gut, berichtet Volke.

Nach dem Umzug seiner Eltern aus Hof nach Bayreuth (sein Vater war beim Bundesgrenzschutz) lieferte Volke mit modernem Gerät Fußballbilder für eine örtliche Zeitung und die Frankenpost in Hof, da die Spvgg Bayreuth immerhin zweitklassig spielte. Da aber nie ein Foto von den Bayreuther Heimspielen in der BILD am SONNTAG zu sehen war, nahm Volke zur Redaktion Kontakt auf: „Überraschend erhielt ich sofort eine Zusage“. Aber nur, wenn es ihm gelänge, zwei Fotos maximal 20 Minuten nach Spielschluss über die Nürnberger BILD-Redaktion in die Zentrale zu übermitteln. Etwas unwohl war dem Fotografen schon, als er erst einmal zusagte, um dann die Unterwegs-Filmentwicklung während der Autofahrt bis zum „Quälen“ des Films abseits der üblichen Anleitungen auszuprobieren. 

Ohne Trickserei geht es nicht

Will heißen: Man erhöht notfalls etwas die Temperatur der Entwicklerflüssigkeit, damit man diesen Schritt verkürzen kann. Den 27-DIN-Schwarz-Weiß-Film belichtet man ungeachtet des dann gröberen Korns auch mal mit 30, 33 oder gar 36 DIN, vor allem im Winter, wenn es nachmittags schön früher dunkel wird. Die empfohlenen Zeiten fürs Fixieren und Wässern legt man schon einmal großzügig aus, wenn’s pressiert.

Volke im Alter von 80 Jahren bei der Übergabe seiner Ausrüstung an das Deutsche Kameramuseum rückblickend: „Ich habe es immer zeitlich – wenn auch mit Stress – gut geschafft, besonders oft mit einem treffenden Motiv innerhalb der knapp bemessenen 15 bis 20 Minuten Einsatz im Stadion“.

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Der Laborraum im Nürnberger Stadion (1991). Rechts hinten das UPI-Bildübertragungsgerät. Foto: Klaus-Peter Volke
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Pressefotograf Klaus-Peter Volke (1975): eine Kamera mit 85-mm-Objektiv, die andere mit dem 400-mm-Novoflex, um auch Gegentore in 100 Metern Entfernung aufnehmen zu können. Bei BILD am SONNTAG waren auch Fotos von Toren des Gegners willkommen. Copyright by Klaus-Peter Volke

Ein oder zwei Fotos – festgelegt auf Quer- oder Hochformat – wurden Tage vorher von den Redaktionen bestellt. Und es hat immer geklappt: Ein Motiv des Samstagspiels war immer in BILD am SONNTAG deutschlandweit und in den benachbarten Ländern aktuell am Sonntag früh zu sehen. Und auch montags in der BILD und in allen großen deutschen Sportmagazinen. Das ging so bis zum Abstieg der Spvgg Bayreuth aus der zweiten Bundesliga im Jahre 1990. 

Aufgrund seiner Zuverlässigkeit erhielt Klaus-Peter Volke bald auch von BILD den Auftrag, alle Heimspiele des FC Nürnberg zu liefern. Als einziger Pressefotograf durfte er sich direkt im Nürnberger Stadion ein kleines Fotolabor einrichten und konnte dadurch die üblichen zwei vom Format her festgelegten Auswahlfotos schon am Beginn der Halbzeitpause per Taxi zur Nürnberger Redaktion befördern. 

Volke: „Durch die sehr guten Honorare konnte ich 1985 endlich ein zwar schon älteres, aber genau wie die neueren Apparate funktionierendes Bildübertragungsgerät von der dpa erwerben und fortan über eine eigene Leitung senden.“ Später wollte auch BILD München von den Auswärtsspielen von 1860 München in Nordbayern Bilder haben und so übertrug Volke ab 1985 bis 1991 seine Fotos bis maximal 30 Minuten nach Spielende direkt nach München. 

1998 beendete Klaus-Peter Volke seine stressige Nebentätigkeit, auch aufgrund der Tatsache, dass die Konkurrenz inzwischen digital fotografierte und damit eine neue Zeit angebrochen war, die auch hohe Investitionen in neues Equipment erfordert hätten.

Nach einer ersten Krebs-OP mit Magenverlust im Jahr 2006 und erreichtem Pensionsalter nahm er aber die Pressefotografie „zu meiner Aufmunterung“ für eine lokale Werbezeitung wieder auf und lieferte bis 2020 – jetzt natürlich digitale – Fotos der Heimspiele der Spvgg Bayreuth sowie Bildbeiträge für eine Kirchenzeitung. 

2017 brachte Volke sein Buch „analog power – vom Wahnsinn aktueller Sportfotos aus Franken im analogen Zeitalter“ heraus, „um besonders den Jugendlichen zu zeigen, welcher Wahnsinn zur Verbreitung aktueller Sportfotos aus Franken im analogen Zeitalter notwendig war“. Auf der Leipziger Buchmesse war dies damals das einzige Buch, das sich mit diesem Thema befasste – ganz im Gegensatz zu vielen Fachbüchern über Filmentwicklung. Nebenbei: In seiner Freizeit praktizierte Volke damals auch die nicht unkomplizierte Color-Dia-Filmentwicklung in seinem Labor, auch mal unterwegs in einer Ferienwohnung.

Schenkung ans Deutsche Kameramuseum

Im Sommer 2023 nahm Klaus-Peter Volke Kontakt zum Deutschen Kameramuseum auf und bot angesichts seines bevorstehenden 80. Geburtstags das UPI-Bildübertragungsgerät, das ihn nie in Stich gelassen hatte, sowie eine digitale Nikon, aber vor allem auch seine vier analogen Top-Kameras Nikon F 3 HP als Spende fürs Museum an. Da musste Museumsleiter Kurt Tauber nicht lange überlegen und der wie Volke in Bayreuth wohnende Fördervereinsvorsitzende Thomas Wanka holte die Schenkung bei Volke zuhause ab. Wenige Monate nach der Übergabe erlag Klaus-Peter Volke seiner heimtückischen Krankheit.

volke buch titel
Klaus-Peter Volke brachte seine Erinnerungen an seine Zeit als "Rasender Reporter" als Buch im Eigenverlag heraus. Ein Tipp nicht nur für fotografisch interesssierte Leser sondern auch interessant für sportbegeisterte Franken in Nürnberg und Bayreuth.

Seither erinnert das erstmals im Vietnam-Krieg eingesetzte Bildübertragungsgerät aus den frühen 1970er Jahren nebst einer Nikon F 3 HP die Besucher des Deutschen Kameramuseums an den „Wahnsinn aktueller Sportfotos aus Franken im analogen Zeitalter“.