Der Anthropologe und Dokumentarfilmer Prof. Dr. Franz Haller - hier in jungen Jahren auf einer seiner Expeditionen in Südamerika - ist Autor von über 150 Filmdokumentationen für Lehre, Wissenschaft und Fernsehen. Sein "Handwerkszeug", eine Bolex H 16 SBM, hat seit 2022 seinen Platz im Deutschen Kameramuseum in Plech gefunden. Foto: privat
Schweizer Kamera via Südtirol ins fränkischen Museum
MERAN/PLECH. Frage: Wie kommt das Deutsche Kameramuseum im fränkischen Plech an eine Schweizer Präzisionsfilmkamera Bolex H 16 SBM aus Italien? Antwort: Über den in Nals bei Bozen wohnenden Neffen von Museumsleiter Kurt Tauber aus Pegnitz. Denn die Filmausrüstung gehörte dem Südtiroler Anthropologen und Dokumentarfilmer Prof. Dr. Franz Haller, der 1948 in Meran geboren wurde und der – wie viele andere vor ihm – das Plecher Technikmuseum als würdigen Empfänger seiner Gerätespende im Internet ausfindig gemacht hatte.
Haller – auch Franz Josef Haller oder Franz J. Haller genannt – wuchs in Meran auf (sein Vater war dort als Frauenarzt tätig), danach studierte er Psychologie an der Rutgers University (USA) und Ethnologie an der Universität Wien. 1974 war Haller Mitbegründer des Landwirtschafts-Museum Brunnenburg in Dorf Tirol.
Ethnographische Arbeiten für die Encyclopaedia Cinematographica und die Max-Planck-Gesellschaft
Haller spezialisierte sich in Visueller Anthropologie am IWF-Institut für den Wissenschaftlichen Film in Göttingen. 1975 unternahm er eine Filmexpedition zu Tieflandindianern am Río Vaupés in Kolumbien, dort entstanden ethnographische Filmeinheiten für die Encyclopaedia Cinematographica und die Max-Planck-Gesellschaft.
Autor von über 150 Filmdokumentationen für Wissenschaft und Fernsehen
1984 gründete Haller den „Arbeitskreis Visuelle Dokumentation Südtiroler Volkskultur“. Von 1988 bis 1994 lehrte er visuelle Anthropologie am Institut für Volkskunde an der Universität Innsbruck. Franz J. Haller ist Autor von über 150 Filmdokumentationen für Lehre, Wissenschaft und Fernsehen. 2012 eröffnete Haller das freie Internet-Portal mit Bild- und Filmarchiv zur Kulturgeschichte Südtirols: tirolerland.tv.
Haller lebt heute in Gargazon bei Meran und bot dem Deutschen Kameramuseum die Bolex mit Zubehör und eine Fotoausrüstung an. Ein Versand der schweren optischen Geräte per Post kam schon aus Kostengründen nicht in Frage und so traf es sich gut, dass Taubers Neffe Jürgen Ullrich, der seit vielen Jahren in Südtirol lebt und arbeitet, zu Ostern seine Eltern im unterfränkischen Dorfprozelten am Main (unweit von Würzburg) besuchen wollte. Schnell war ein kleiner Umweg auf der Autobahn und ein Zwischenstopp in Pegnitz organisiert, Familientreffen inklusive.
Und so kam die Schweizer Kamera aus Italien ins Fränkische, wo sie einen Ehrenplatz im Plecher Museum erhalten hat.
kt.
Ein mächtiges Werkzeug: Hallers Bolex H 16 SBM mit der 120-Meter-Kassette, die oben adaptiert werden kann. Foto: privat