Einer der ersten internationalen Großspender an die Sammlung Kurt Tauber war im Jahre 2007, also noch vor der Chance zur Museumsgründung, ein Wiener Geschäftsmann, der sich von seiner außergewöhnlich kompletten Sammlung japanischer Topcon-Kameras trennen wollte. Nachdem Tauber selbst jahrelang mit einer Topcon Uni und einer Topcon Unirex fotografiert hatte, war er natürlich sensibilisiert für diese damals kaum bekannte Marke.
Japanische Exoten aus Wien in der Nürnberger Jugendherberge
Es begann wie so oft damals in der Anfangszeit und heute noch: Eine E-Mail ploppt auf, ob man denn “Interesse” habe, eine größere Sammlung hochwertiger Fotogeräte “zu übernehmen”. Die Antwort ist auch immer die gleiche: Natürlich, aber um welche Pretiosen handelt es sich denn? Und wollen Sie verkaufen oder spenden?
Selbst wenn jemand eigentlich verkaufen will, geben die Plecher Museumsmacher nicht gleich auf und sagen dankend ab. In 80 Prozent der Fälle kommt es doch noch zu einer Spende – oft erst nach mehreren Jahren.
In Sachen Topcon war man sich jedoch sehr schnell einig: Der Sammler, ein Wiener Geschäftsmann namens Reinhard Bog, wollte natürlich lieber verkaufen, aber der einzige realistische Weg des Einzelverkaufs über eBay war ihm zu aufwendig: keine Zeit für sowas!
Also doch Spende! Doch wie kommen die Schätze von der schönen blauen Donau ins Frankenland nördlich von Nürnberg? Meistens ganz einfach, weil sich die Spender schon vorher ihre Gedanken gemacht haben. Auch in diesem Fall: Topcon-Fan Bog war seit Jahren regelmäßiger Besucher einer der Nürnberger Messeveranstaltungen und pflegte in der Jugendherberge auf der Nürnberger Burg zu übernachten, weil es ihm die Atmosphäre dort angetan hatte.
Man verabredete sich für einen Treff an einem schönen Sommerabend auf einem Parkplatz am Rande der Burg. Es sei “sehr viel” warnte Bog den Pegnitzer. Also fuhr der alleine nach Nürnberg. Und das war die richtige Entscheidung, wie sich schnell herausstellte: Der nicht kleine Kofferraum des Chrysler PT Cruiser Convertible war schnell voll mit einem Umzugskarton und diversen Kartons mit Zubehör. Also schnell das Cabriodach geöffnet und weitere zwei Umzugskartons zu Zweit über das Verdeck auf die Rückbank gewuchtet. Dann tauchte noch ein vierter Umzugskarton aus den Tiefen des Wiener Kofferraums auf. Also war auch der Beifahrersitz des Pkw belegt. Full House!
Topcon konkurrierte einst mit Nikon- und Canon-Profikameras
Topcon (Tokyo OPtikal COmpany Nippon) ist ein japanisches Unternehmen im Bereich der Optik. Die 1932 gegründete Firma gehört inzwischen zu den Weltmarktführern im Bereich der Herstellung von geodätischen Messinstrumenten. 1969 wurde für den Optikbereich das Tochterunternehmen Optonexus gegründet. Zu seinen Kunden zählen nach eigenen Angaben unter anderem Canon, Olympus, Kyocera, Tamron und Nikon. Topcon bietet auch GPS-basierte Steuerungssysteme für landwirtschaftliche Fahrzeuge an. 2019 beschäftigte Topcon fast 5.000 Mitarbeiter.
Bis etwa 1980 stellte die Firma auch Fotoapparate her, 1950 zum Beispiel die zweiäugige Mittelformat-Spiegelreflexkamera Topcoflex. Und 1957, also zwei Jahre vor Nikon und ein Jahr vor Minolta, brachte man die erste 35-mm-Spiegelreflex auf den Markt. Der Objektivanschluss ist bei vielen – aber nicht allen – Modellen, mit dem Exakta-Innenbajonett kompatibel. Topcon stellte auch die erste Kamera mit Offenblendmessung vor.
Bemerkenswert ist auch die Topcon-Spiegelreflexkamera RE Super, die bereits 1963 über eine Innenmessung verfügte. Sie war für professionelle Ansprüche ausgelegt, hatte wie die Nikon F einen Wechselsucher und einen Motoranschluss. Der dazu angebotene Motorantrieb hatte eine Rückspulfunktion. Als Zubehör gab es eine Langfilmrückwand sowie eine Reihe von Objektiven und Nahzubehören. Die Kamera erlangte einige Beachtung, da die U.S. Navy sie nach umfangreichen Tests als Standardausrüstung wählte (statt beispielsweise der bekannteren Nikon F oder einem Leica-Modell). Von der RE Super wurden bis 1971 rund 80.000 Stück produziert (von der Nikon F etwa die zehnfache Menge im selben Zeitraum).