Zeiler Photomuseum, Zeil, Deutschland

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Nach 25 Jahren schloss das Zeiler Photo- und Filmmuseum endgültig seine Pforten. Am Sonntag, 17. März 2019, war großer “Ausverkauf” der riesigen Bestände: Tausende Exponate waren im Angebot. Ein Teil wurde bereits an das Deutsche Kameramuseum übergeben, das am Sonntag, 3. Februar 2019, zum Saisonstart in einer Sonderausstellung die Preziosen zeigte.

25 Jahre lang erfreute das Zeiler Photo- und Filmmuseum in dem wunderschönen historischen Gebäude der alten Lateinschule die Photographica-Freunde aus ganz Europa mit seiner bunten Sammlung mit teils sehr exotischen Exponaten. Die Zeiler Fotobörse im Frühjahr – in der nahen Schule und im großen Vorgarten unter freiem Himmel – war einst fester Bestandteil im Jahreskalender der Sammler und Händler. Doch dann wurde es still um das Zeiler Museum, immer öfter standen Besucher vor verschlossenen Türen, die Börse fiel aus. Im Mai 2018 starb überraschend der Gründer und Leiter Dr. Gerhard Binder im Alter von nur 62 Jahren und im Herbst musste sich der Zeiler Stadtrat dazu durchringen, das Museum offiziell zu schließen und aufzulösen. Ein Teil der Exponate ging danach ans Deutsche Kameramuseum nach Plech, ein Teil wurde an Sammler verkauft.

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Dr. Gerhard Binder, ein Landarzt im unterfränkischen Zeil am Main (zwischen Bamberg und Schweinfurt an der Autobahn A 70 gelegen), war in der Photographica-Szene bekannt wie ein bunter Hund und mit den europäischen Sammlern bestens vernetzt. Er investierte jede freie Minute und jede Menge Geld in seine Sammlung, die in der früheren Lateinschule und Kinderbewahranstalt 1993 eine Heimat fand und fortan öffentlich ausgestellt wurde und schnell weiter anwuchs. In den letzten Jahren konnte sich Binder krankheitsbedingt nicht mehr im gewohnten Umfang seinem Museum widmen, die Schar der Helfer wurde immer kleiner und so übertrug der Arzt, der auch seine Praxis an einen Nachfolger übergeben musste, das verbliebene Inventar 2016 für den Fall seines Ablebens per notariellem Vertrag an die Stadt Zeil am Main.

Nach dem plötzlichen Tod des Museumsgründers sah sich der Stadtrat außer Stande, den Fortbestand des Museums aus personellen und fachlichen Gründen zu sichern. Zudem wurden die Räume für andere öffentliche Einrichtungen benötigt.

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Und so wurden von Bürgermeister Thomas Stadelmann die Fachleute vom Deutschen Kameramuseum in Plech sowie Ulrich Möller aus Litzendorf bei Bamberg, ein guter Freund Binders und früherer Fotohändler, mit der „Abwicklung“ des Museums betraut. Ein Teil der Exponate kam – auch auf Wunsch Dr. Binders – ins Deutsche Kameramuseum nach Plech, mit dem der Zeiler Museumsleiter in regem Austausch stand. Dr. Binder war es auch, der den Plecher Museumsgründer Kurt Tauber vor Jahren ausdrücklich zur Gründung in Plech ermunterte: Tauber wollte schon angesichts des mit Pretiosen vollgestopften Zeiler Museums seine ehrgeizigen Pläne vom “eigenen” Museum still begraben, doch Binder ermunterte den Besucher: “Fang einfach mal an! Du wirst sehen, dass dir dann die schönsten Exponate nur so zufliegen.”

Und so war es dann auch. Inzwischen bekommen die Plecher die schönsten und ehemals teuersten Apparate kostenlos frei Haus: Hasselblads, Leicas, Antiquitäten wie Studiokameras oder Raritäten wie einen kompletten Fotoladen von 1956. Und schon deshalb half das Deutsche Kameramuseum, das Andenken an das Zeiler Photomuseum aufrecht zu erhalten: zum einen durch eigene Seiten auf der Homepage und zum anderen durch die prominente Platzierung besonderer Neuzugänge aus dem aufgelösten Museum.

Das Plecher Museum startete deshalb nach der Winterpause die neue Saison am Sonntag, 3. Februar 2019, um 11 Uhr mit einer Sonderausstellung mit Exponaten aus dem aufgelösten Zeiler Museum. Zeils Erster Bürgermeister Thomas Stadelmann lies es sich nicht nehmen, die Exponate anlässlich der Eröffnung offiziell an die Plecher Einrichtung zu übergeben.

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Das war ein Blickfang im früheren Zeiler Photomuseum: ein Photoatelier im Stil der 1920er Jahre. Der Herr Photograph war ein richtig vornehmer Herr im schwarzen Anzug mit Zylinder.