Sensationelles Exponat im Deutschen Kameramuseum Plech: die SpeedCam+ 500 – ein ehemals 40.000 Mark teures Wunderwerk der Technik, made in Germany, genauer: in Erlangen, aus dem Jahre 1998. Die – voll funktionsfähige und vorführbereite – SpeedCam+ 500 der Weinberger AG ist ein “Hochgeschwindigkeits-Videosystem für die Analyse schnell ablaufender Vorgänge” (Prospekt). Damit kann man den Flug der Kolibris entzaubern, zerplatzende Glühbirnen beobachten, explodierenden Treibladungen in Auto-Airbags zuschauen oder einen Wassertropfen bewundern, der auf eine Wasseroberfläche trifft. Die modernsten Analog-Spiegelreflex-Kameras schafften nicht einmal zehn Bilder pro Sekunde, diese Videokamera mit CCD-Sensor und einer Bildauflösung von allerdings nur 256 x 256 Pixel belichtet bei voller Auflösung gut 500 Bilder in der Sekunde; bei reduzierter Auflösung wurden in der Praxis sogar schon gut 3.000 Aufnahmen in der Sekunde erreicht.
Die sehr kompakte und massiv ausgeführte Kamera (links im Bild) ist mittels Kabel mit einem Windows-95-Rechner verbunden, der alle Funktionen steuert. Die Kamera, die Beschleunigungen bis 80 g aushält, ist sogar für Crashtests der Automobilindustrie geeignet. Das hießt: Sie könnte, ohne Schaden zu nehmen, bei einem simulierten Frontalaufprall zweier Pkw eingesetzt werden, um die Vorgänge im Inneren der Fahrerkabine aufzuzeichnen.
Bei verschiedenen Vorführungen ließ Museumsleiter Tauber seinen Schlüsselbund publikumswirksam aus 25 Zentimetern Höhe auf einen Tisch fallen. Aufgelöst in 500 Bilder pro Sekunde erkannten die Besucher dann erst, wie chaotisch dabei die einzelnen Schlüssel beim Auftreffen auf den Untergrund durch die Luft gewirbelt wurden. Mit bloßem Auge sah es so aus, als ob der Schlüsselbund nach dem Aufschlag augenblicklich liegen bleiben würde. Noch eindrucksvoller war es, wenn Tauber einen Besucher bat, “einmal kräftig mit der Faust auf den Tisch zu hauen”. Wer einmal in der extremen Zeitlupe gesehen hat, wie sich Faust und Finger bei diesem Aufprall verformen und eine Schockwelle den Unterarm hochläuft, wird dies freiwillig nie wieder tun.
Im Museum komplett mit VGA-Monitor zur Kamerasteuerung (im Bild) und einem extra 12-Zoll-SW-Monitor zur Bildbeachtung sowie dem Original-Prospekt und einer Demo-CD mit Beispielvideos.