Mit mehr als 100 geladenen Gästen feierte das Deutsche Kameramuseum in Plech am Pfingstsamstag, 26. Mai 2012, seine offizielle Einweihung in der Plecher Mehrzweckhalle, die unmittelbar an das Museum angebaut ist. Der Plecher Posaunenchor sorgte für die beschwingte musikalische Umrahmung, die kurzweiligen Ansprachen von Fördervereins-Vorsitzendem und Bürgermeister Karlheinz Escher, Schriftführer Stefan Brand und Museumsgründer Kurt Tauber sorgten für ausreichend Diskussionsstoff für das ganze Festwochenende, das noch den Pfingstsonntag und -montag mit einschloss.
"Wohnstift mit Wohlfühlcharakter statt nur Kamerabewahranstalt"
Pfarrerin Martina Beck aus dem benachbarten Betzenstein, stellvertretende Dekanin des Dekanats Pegnitz, erteilte den kirchlichen Segen für das neue Plecher Museum. Landtagsvizepräsident Peter Meyer (Freie Wähler) sowie der SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Christoph Rabenstein sprachen Grußworte, letzterer auch für seinen ebenfalls anwesenden CSU-Kollegen Walter Nadler.
Heide-Marie Dietel aus Bayreuth, die die Festversammlung zur Übergabe zweier wertvoller Mikroskopiekameras – darunter eine Reichert-Jung Me F 2 – nutzte, lobte in ihrem Grußwort, aus dem geplanten “Kamera-Altenheim” sei keine dröge Bewahranstalt, sondern sozusagen ein vornehmes und lebendiges “Wohnstift für Fotoapparate” mit Wohlfühlcharakter geworden.
Für die Überraschung des Tages sorgte der Schweizer Sammler Albert Johann Schnelle, Autor des Fachbuches “Die Geschichte der Leitz und Leica Diaprojektoren”. In seiner Ansprache erklärte der 80-Jährige Fotohistoriker, dem Deutschen Kameramuseum in Plech seine bekannte Sammlung von rund 100 Kleinbilddiaprojektoren der Marke Leitz zu schenken.
Kurt Taubers Dankesrede
“Der 26. Mai 2012 ist ein ganz besonderer Tag für mich: Über 40 Jahre lang musste ich mir als Lokaljournalist bei solchen Veranstaltungen die Reden der Politiker und Prominenten zu Gemüte führen – heute drehe ich den Spieß einmal um! Heute müssen Sie sich ‘Kurts Geschichten’ anhören!”
So begann Museumsgründer Kurt Tauber in Anspielung auf seine Glossenserie “Kurtsgeschichten” im Nordbayerischen Kurier Bayreuth seine Dankesrede, um dann in launigen Worten die Geschichte des Museums mit seinen damals etwa 13.000 Exponaten zu skizzieren.
Es dränge ihn, sich “hier und heute bei Teilen der Bevölkerung: genauer, bei den Paketboten und Briefträgern, zu entschuldigen”. Denn das seien in den letzten zwei Jahren in Plech und in den zehn Jahren zuvor in Pegnitz die Leidtragenden seiner ungezügelten Sammelleidenschaft gewesen: “Was diese armen Leute, oft junge, nichts ahnende Mädchen in scheinbar mühelosen Ferienjobs, leisten mussten, das war schon enorm.
Dass es so weit kommen musste, dass die Paketdienste am liebsten einen weiten Bogen um Plech machen, haben Menschen wie beispielsweise Joachim Kettelhake aus Aerzen in Niedersachsen zu verantworten. Die Pakete von Herrn Kettelhake kommen seit zehn Jahren manchmal im wöchentlichen Rhythmus, manchmal im monatlichen: immer groß, immer gelb, immer voller wunderbarer Überraschungen. Hätte es diese Pakete nicht gegeben, wir wüssten gar nicht, was wir hier ausstellen sollten!
Damit sind wir beim Kernthema meiner heutigen Kurtsgeschichte: Ich stelle Ihnen stellvertretend für all die Hunderten von Spendern und Unterstützern einzelne Menschen vor, ohne die es das Deutsche Kameramuseum nicht gegeben hätte.”
Tauber erinnerte an all die Freunde und Helfer, die das Projekt ermöglicht hätten – von der Pegnitzer Pumpen- und Armaturenfabrik KSB AG bis zu Michael Werner aus Bergisch Gladbach, der wenige Wochen vor der Einweihung seinem Krebsleiden erlag.
Wer sich für die komplette Dankesrede Taubers interessiert: Hier ist sie zum (natürlich kostenlosen) Download
Ein kleiner Bilderbogen rund um die Einweihungsfeier
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