Ein heute ebenso seltenes wie wertvolles Objektiv, das auch im weltweiten Internet ganz selten anzutreffen ist: Das “C. P. Goerz Hypergon-Doppel-Anastigmat Serie X F = 9 cm”, so der eingravierte Name.
Das Hypergon wurde um 1900 von Emil von Hoegh errechnet und konstruiert und besteht aus zwei spiegelsymmetrischen, stark meniskusförmigen Linsen, die bei kleiner Blende (hier: 1:48 oder 1:96) eine hervorragende Bildqualität bei einem Bildwinkel von rund 135 Grad ergeben. Der starke Lichtabfall am Bildrand (Vignettierung) wurde durch eine rotierende Maske kompensiert (Bild, Mitte), die durch Druckluft angetrieben wurde. Dazu wurde an den Stutzen eine Art Blasebalg mittels eines Gummischlauchs angeschlossen. Ein schnelles Zusammendrücken des Ballons kurz vor der Auslösung versetzte die rotierende Maske in Bewegung, was zur Abschattung der zentralen Bildteile und damit Angleichung an die äußeren Negativflächen führte.
Kurt Tauber hat dieses Objektiv eher zufällig entdeckt, als er den fotografischen Nachlass des Würzburger Fotohauses Curt Genzel & Sohn zum “Kilopreis” für seine Privatsammlung erwarb.
2022 erschien ein Foto Taubers vom Hypergon 9 cm in einem japanischen Kunstbuch, das sich mit der Fotografie italienischer Barockkirchen befasst. Titel des 1,6 Kilogramm schweren Prachtbandes im Riesenformat 26,5 x 34 cm: “Piedmont Baroque Architectures”.