Das Deutsche Kameramuseum besitzt auch ein riesiges Bildarchiv mit tausenden historischen und abertausend fototechnisch relevanten Fotografien - Papierabzüge, Schwarzweißdiapositive auf Glas oder moderne Farbdias. Die Motive reichen vom Familienfoto bis zu Dokumenten aus der Zeit des Boxeraufstands anno 1901 in China. Aber der Erwerb von rund 2.000 Stereodias aus den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts war schon etwas Besonderes.
Eine riesige Palette von Motiven in höchster Qualität
Einige Beispiele für die Qualität der Stereo-Bildpaare – alle im Format 45 x 107 mm auf Glasplatte. Es waren sowohl Negativplatten, von denen Abzüge erstellt wurden (erkennbar am schwarzen Steg zwischen den beiden Fotos) als auch Diapositiven auf Glasplatten. Dieses Format wurde von einer ganzen Reihe von Stereo-Kameras verwendet, zum Beispiel auch von diesem hier beschriebenen Voigtländer Stereflektoskop, das beim Konvolut der 2.000 Stereoaufnahmen dabei war. Das Bild ganz oben zeigt übrigens symbolisch gewissermaßen eine “Hälfte” eines dieser Bildpaare.
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Fotografisch gelungen von der stereoskopischen Tiefenwirkung her, aber auch ein Stück Zeitgeschichte: Reisende neben einem ganzen Zug auf einer Eisenbahnfähre namens “Bergen”. Wahrscheinlich handelt es sich nach unseren Recherchen um das 1911 in Betrieb genommene Fährschiff auf Rügen.
Stadtmenschen in einer großstädtischen Einkaufsstraße irgendwo in Deutschland.
Diese Szene erinnert sehr an den bekannten Filmkomödie “Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten”, der von einem Wettflug anno 1910 von London nach Paris handelt.
Das Internet ist scheinbar allwissend: Dies hier ist nicht die berühmte Tante JU, sondern eine ähnlich aussehende Junkers JU G24 ge mit der Lufthansa-Zulassung D 949, getauft auf den Namen Dyonysos. Gebaut wurde das Flugzeug 1925 im schwedischen Limhamn, einem Zweigwerk der deutschen Junkers-Werke, weil man so die Bestimmungen des Versailler Vertrags umgehen konnte, der Deutschland den Bau solcher Flugzeuge untersagte. Die Aufnahme entstand wahrscheinlich 1926/1927 (oder möglicherweise erst zwischen 1930 und 1933). Zu beiden Zeiten trug die Maschine dieses Hoheitskennzeichen D 949.
Wo ein Zeppelin auftauchte, waren Fotografen und Kameramänner nicht weit. Leider gibt es bei den Diapositiven keinerlei Anhaltspunkte dazu, wann und wo diese Aufnahme entstand. Es könnte sich um das Luftschiff LZ 13 “Hansa” (gebaut 1912) handeln.
Diese und die folgenden Aufnahmen dürften bei der Wanderung des Amateurfotografen Adolf Geiger durch ganz Italien entstanden sein.
Die stolzen Bauersleut in einer perfekt gestalteten Stereo-Aufnahme in der freien Natur: Vordergrund, Mittelgrund, Hintergtrund…
Das Bild gibt Rätsel auf: Entweder haben der Bauer und seine Kühe Schlagseite oder die Kamera wurde schräg gehalten. Aber dann müssten die Motive in der Höhe versetzt sein. Komisch.
Bergsteiger werden diese eindrucksvolle Bergkulisse sicher wiedererkennen. Auch in Stereo ein Erlebnis.
Heutzutage unvorstellbar: Vor 100 Jahren vertraute man den Elefanten und/oder dem Publikum im Münchener Zoo offenbar blind, dass sie sich ordentlich benehmen.
Der Markusplatz in Venedig war offenbar auch schon vor 100 Jahren von Tauben und Touristen bevölkert. Nur die Mode war etwas “dezenter” als heute.