Pentacon AK 16: Profi-Maschine aus der DDR

pentacon ak 16 links
Bild: Kurt Tauber

Die einzige 16-mm-Filmkamera aus der früheren DDR. Und das war bei der Markteinführung 1952/1953 gleich ein großer Wurf mit großem, wechselbaren Magazin und elektrischem Antriebsmotor, der sowohl unten – wie im Bild – als auch auf der rechten Seite angeschlossen werden kann, je nach Einsatzzweck des Apparats. Dazu die Weltklasseobjektive Carl Zeiss Jena Flektogon 1:2,8/12,5 mm T (Seriennummer: 3662361), Carl Zeiss Jena Biotar 1:1,4/25 mm T (Seriennummer: 3662693) und Carl Zeiss Jena Biotar 1:1,4/50 mm T (Seriennummer: 3663229). Hier das Gehäuse mit dem gut bestückten Objektivrevolver und dem Spezial-Magazin. Die Objektive sind über ein Schnellwechselbajonett austauschbar. Ebenfalls zu erkennen: der klappbare Knebel, mit dem das Schnellwechsel-Magazin blitzschnell ent- und verriegelt werden kann.

Wechselobjektive von Carl Zeiss Jena

Dazu gab es folgerichtig verschiedene Wechselobjektive aus dem Pentacon-Konzern, wie zum Beispiel das Teleobjektiv Carl Zeiss Jena Sonnar 1:2,8/180 mm. Dieses 1,45 Kilogramm schwere Objektiv (bei uns mit der Seriennummer 6238209) hat serienmäßig den speziellen Bajonett-Schnellwechselanschluss der AK 16.

Spezialkassette für Tonsynchronisation

Zum Museumsexemplar der AK 16 gehört auch eine Spezialkassette mit einem sogenannten Zeitmarkengeber für die AK 16. Über eine Glimmlampe konnten netzsynchrone Lichtpulse auf dem Film aufgezeichnet werden. Das Spezialmagazin musste dazu aber – wie das dazugehörige Tonbandgerät – bei der Aufnahme mit der Netzspannung 220 Volt verbunden sein, weshalb die Kassette auch – auf den ersten Blick verwunderlich – eine Kaltgerätebuchse für 220 Volt besitzt. In dieser Spezialkassette konnte allerdings auch ganz normal ein Film ohne diese Lichtimpulse belichtet werden, wodurch diese Version universell eingesetzt werden konnte.

Zwei Elektromotoren zur Auswahl

Interessant auch der elektrische Antrieb (ein Federwerksantrieb war zwar geplant, gelangte aber nie zur Serienreife): Beim Museumsexemplar gab es zwei Versionen: zum einen einen offensichtlich leistungsstarken Motor mit zweipoligem Kabelanschluss, der zu einer externen Batteriepack führte. In diesem Rohr von nicht ganz 24 cm Länge und einem Durchmesser von rund 6 cm steckt nicht nur der Elektromotor, sondern ist auch das Getriebe eingebaut, an dem folgende Gangzahlen rastend  eingestellt werden können: 12, 16, 20, 24 und 32. Das erklärt auch das stolze Gewicht von 1,3 Kilogramm nur für diesen Antrieb (ohne das zusätzliche Adapterstück mit Auslöser zwischen Motor und Kamera). Zusammen mit der Kamera bei Normalbestückung des Objektivrevolvers wie im Bild oben und einer (noch leeren) Filmkassette kommen so über 4 Kilogramm Systemgewicht auf der Waage zusammen. Dabei noch nicht berücksichtigt: das Gewicht der 30-Meter-Filmspulen mit 16-mm-Film, das Gewicht des Kabels und des tragbaren Akkus. Im Angebot waren auch Filmkassetten mit größeren Filmspulen mit höherer Kapazität.

56 cm hohes Kamerasystem

Um damit beispielsweise als TV-Reporter – und für den schnellen und kostengünstigen Einsatz beim Fernsehen war die Kamera ja gedacht – arbeiten zu können, gab es zur insgesamt 56 cm hohen Kamera-Konstruktion ein spezielles Bruststativ, das das Gewicht bei der Arbeit „aus der Hand“ aufnahm.

Deutlich kleiner fiel der zweite Motor zu dieser AK 16 aus: 14 cm lang bei einem Durchmesser von ebenfalls rund 6 cm. Das 70-Watt-Antriebsteil mit der Seriennummer 03609 besitzt einen eingebauten 12-Volt-Akku, der bei voller Ladung 3 Minuten Filmaufnahme mit 16 Bildern pro Sekunde reichen sollte – wenn wir die Beschriftung am Kupplungsbajonett richtig gedeutet haben. Einen Kabelanschluss gibt es jedenfalls nicht.

Für Privatleute normalerweise unerschwinglich

Dieses hochtechnisierte und mit vielen Patenten in Ost und West vor Nachahmung geschützte raffinierte System war aber sehr teuer, so dass es für den privaten Schmalfilmer nie eine Alternative zur 8-mm-Kamera war. Kunden waren Firmen, Behörden, Polizei und Militär sowie wissenschaftliche Einrichtungen wie Universitäten. So war das Museumsexemplar ursprünglich laut Beschriftung und Inventarnummer in den Universitätskliniken Jena eingesetzt. Wie es nach Oberbayern zu Friedrich Lothar Gschrey kam, ist heute nicht mehr nachvollziehbar.

Pentaflex 16: Neuer Name, neues Gewand

Die Kamera wurde inklusive des Nachfolgemodells namens Pentaflex 16 in zwölf Jahren etwa 8.500-mal gebaut –  nicht wirklich oft. Wegen Namensstreitigkeiten mit der Zeiss Ikon West in Stuttgart musste auch hier für den Export die Pentacon AK 16 umgetauft werden und erhielt als Pentaflex 16 auch gleich, wie man heute sagen würde, ein Facelifting: statt des klassischen schwarzen Finish eine hellgraue Belederung.

Auch dieses Filmkamera-Modell befindet sich übrigens aus dem Nachlass Detlef Ruge in der Sammlung Kurt Tauber im Deutschen Kameramuseum (Präsentation erfolgt noch).

Siehe auch:

Objektdaten

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Filmkamera Kategorie/Typ
16 mm
Firma / Produktion
Land / Produktion
DDR (GDR)
Filmmaterial Konfektion (Kino)
16 mm
Gänge (Bilder pro Sekunde)
Einzelbild, 12, 16, 20, 24, 32, Siehe Beschreibung
Filmtransport
Elektrischer Filmtransport
Überblendmöglichkeit (per Rückspulung)
Nein
Produktionszeitraum ab
1952
Entstehungszeitraum Dekade
1950-1960
Stromversorgung
Spezial-/Systemakkus, Netzteil/Netzspannung
Belichtungssteuerung
manuell
Marke Objektiv
Wechselobjektive (Anschluss)
Siehe Beschreibung
Wechselobjektiv an Kamera
Carl Zeiss Jena Flektogon 1:2,8/12,5 mm T, Carl Zeiss Jena Biotar 1:1,4/25 mm T und Carl Zeiss Jena Biotar 1:1,4/50 mm T
Film-Objektiv (Typ)
3 x Objektivrevolver
Fokussierung
manuell
Reflexsucher
Ja
Ansetzbares Magazin
Ja
Tonaufzeichnung
nein, Tonsynchronkontakt
Gehäusematerial
Metall (Alu, Messing, Guss usw.)
Museumsobjekt Seriennummer
086464
Museumsobjekt Zugangsdatum Jahr
2024
Spender
Nachlass (Herkunft)
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