Das weite Sammelgebiet „Einwegkameras“ birgt immer wieder Überraschungen auch für den vermeintlich erfahrenen Kenner: Diese Schachtel aus Karton, etwa 6 x 13 x 6 cm groß, sieht eher aus wie ein Behälter für Parfüm, ein Deodorant oder Schokoplätzchen, ist aber das „Gehäuse“ einer Einwegkamera. Die ungewöhnliche Form des Hochformats rührt aus der erstaunlichen Tatsache, dass es sich hier nicht um eine „normale“ Einwegkamera handelt, sondern um eine Art zweiäugige Pseudo-Spiegelreflexkamera! Klappt man nämlich den oberen Deckel vorsichtig von hinten auf, dann öffnet sich eine Art Lichtschacht, der den Blick auf eine Mattscheibe im Hochformat freigibt.
Denn nachdem die eigentliche Kamera im unteren Teil in Hochformathaltung eingebaut ist, muss natürlich auch der Sucherausschnitt entsprechend aussehen. Wir wollten die Einwegkamera nicht aus Neugier zerstören, aber es scheint so, als ob ein Plastikgehäuse unabhängig vom „Lichtschachtsucher“ die eigentliche Kamera darstellt. Das würde auch den auffälligen seitlichen Versatz zwischen Sucher- und Aufnahmeobjektiv erklären.
Die „CLASSIC SUC“ (SUC für „Singe Use Camera“) ist nur für Außenaufnahmen („Outdoor Activities“) geeignet, für Innenaufnahmen reicht wohl die Lichtstärke nicht aus. Die Mindestentfernung zum Motiv beträgt einen Meter. Geladen ist das putzige Apparätchen mit einem 400-ASA-Film („Film made in EU“) mit 24 Aufnahmen. Entwickelt werden sollten die Negative vor März 2003, was auf ein Produktionsjahr von 2001 hindeutet. Zusammengebaut wurden Kamera, Sucher, Film und Kartonumhüllung in China.
Eine Aussparung im seitlichen Karton gibt den Blick frei auf ein Bildzählwerk, das angibt, wie viele Aufnahmen noch möglich sind („Exposure left“). Daneben der große Auslöser und ein kleines Drehrad für den Filmtransport. Wie bei klassischen Einwegkameras („Disposable Classic Camera“) üblich, kann man den Film nicht ohne Zerstörung des Kameragehäuses entnehmen, sondern müsste die ganze Schachtel zum Fotohändler bringen.
Unklar blieb bisher auch, wofür hier geworben wird: „NEXT classic“ ist kein groß bekanntes Logo einer Marke. Es gibt eine englische Modefirma mit Versandhaus namens NEXT und unter „My Next Classic“ firmiert eine Auktions-Plattform für klassische Autos jeden Alters. Die Verpackung gibt da auch keinen brauchbaren Hinweis: Abgebildet sind oben ein Fotoobjektiv, vorne eine Schreibmaschine, auf der linken Seite ein Buch mit Brille und Schreibfeder und auf der rechten Seite ein Sekt- oder Weinglas mit Schreibfeder auf einem handschriftlichen Manuskript.