2015: “I just make Pictures” (Vernon Trend)

Bild: Vernon Trent

Der international erfolgreiche Akt- und Still-Life-Fotograf gastierte vom 13. September bis 11. Oktober 2015 in Plech. Es war  seine 145. Ausstellung insgesamt.

Inhaltsverzeichnis

Der Alchimist unter den Fotokünstlern

Der erste Satz seiner Rede war schon sehr vielsagend: „Dies ist meine erste Fotoausstellung in Plech und in Franken und meine 145. insgesamt“. Vernon Trent (*1967), international erfolgreicher Akt- und Still-Life-Fotograf (Düsseldorf/San Francisco) hat damit seinen gut 20 während der nächsten Stunde aufmerksam lauschenden Zuschauern zwei Dinge zu verstehen gegeben: Er kommt wieder nach Plech (2016 mit einem Workshop und einer neuen Ausstellung) und er macht das alles nicht zum ersten Mal. Dass es dem Meister dennoch im Deutschen Kameramuseum in der 1300-Seelen-Gemeinde in Franken am Wochenende so gut gefallen hat, ist somit auch ein großes Kompliment an die Museumsmacher.

Museumsleiter Kurt Tauber nutzte die Gelegenheit während der Aufbauarbeiten zu einem Gespräch mit dem Künstler. Hier geht’s zum Interview mit Vernon Trend

Der Künstler Vernon Trent (links) lauscht bei der Vernissage im Deutschen Kameramuseum in Plech amüsiert der Einführungsrede von Museumsleiter Kurt Tauber (rechts).
Ein typisches Beispiel für den Unikat-Charakter von Vernon Trents Arbeiten in der Plecher Ausstellung "I just make pictures": Mit einem breiten Pinsel und schwungvollem Strich wird die lichtempfindliche Schicht auf das Papier aufgetragen. Aus Erfahrung weiß der Künstler, wo er große Flächen aufpinseln muss und wo es ein paar hingeworfene Striche tun. Danach wird das Papier belichtet und mit allerlei Chemikalien eingefärbt.

Bei denen – allen voran „Eventmanager“ Jens Werlein – bedankte sich Museumsleiter Kurt Tauber in seiner kurzen Begrüßungsrede in der Aula der Grundschule Plech. Werlein, Hochschullehrer für Design und Fotografie an der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd, war es schließlich, der dank seiner Kontakte weit hinein in die aktuelle deutsche Fotoszene die klingenden Namen wie Herbert Piel, Eberhard Schuy, demnächst Raffaele Horstmann und jetzt aktuell Vernon Trent nach Plech brachte und überzeugte, das junge Museum zu unterstützen. Die Programmplanung für 2016 ist übrigens schon weit vorangeschritten. Es wird wieder spannend.

Die von Samstag, 12. September, bis Sonntag, 11. Oktober 2015, im Plecher Museum ausgestellten Arbeiten im Format von meist 30 x 40 oder 60 x 60 Zentimeter wurden, rahmenlos an Kleiderbügeln hängend, nicht nur gut sichtbar, sondern im wahrsten Sinn des Wortes begreifbar präsentiert. Trent: „Anfassen ist ausdrücklich erlaubt“. Dann, wenn er die Struktur und Festigkeit des Papiers erfühlt, kann der Kunstfreund vielleicht noch besser die Faszination nachvollziehen, die den Künstler ergreift, wenn er sich in seine Dunkelkammer zurückzieht. Eine Fachzeitschrift nannte ihn einmal den „Alchemisten unter den Fotografen“, denn Trent macht alles selbst: Er beschichtet seine gänzlich unterschiedlichen Papiere – meist handgeschöpftes Bütten – mit eigenen Mixturen einer lichtempfindlichen Flüssigkeit.

Übrigens fotografiert Vernon Trent am liebsten mit alten Kameras auf Platten oder Planfilm, bisweilen nimmt er sogar Röntgenfilm, wie er in Arztpraxen verwendet wird. Die wertvollen Negative werden dann – sicher vor Chemiespritzern, Fingerabdrücken oder Kratzern – eingescannt und digital im Labor vergrößert – nicht einfach per Drucker geprintet. „Das ist meine Intention: Edeldrucke herzustellen, die immer etwas einmaliges ausstrahlen“, sagt der Künstler mit Überzeugungskraft. (vms)

Vernon Trent (rechts) im Gespräch mit "Eventmanager" Jens Werlein (Mitte).

Vernon Trent: "Jedes Bild ist ein Unikat"

Der Künstler veredelt seine Prints im Labor zu Edeldrucken

Vorab: Danke an Vernon Trent, Danke an alle Helfer, ohne die eine solche Veranstaltung unmöglich zu stemmen wäre. Und Danke an unsere Besucher, die bis aus Stuttgart und München angereist waren. 

Hier – weil’s so schön war – einige “Pictures of an Exhibition”. Die Fotos stammen von Andreas Wolf und Alexander Tauber.

Mit Spannung und manchmal auch mit offenem Mund lauschten die Gäste den Ausführungen des Künstlers: Man kann, erklärte der Künstler lächelnd, Filme und Fotopapiere auch mit einer Mischung aus Kaffee, Vitamin C und handelsüblichem Waschmittel entwickeln – ein richtiger Partybrüller in Fotografenkreisen. Trent stellt die fotografischen Emulsionen selbst her, experimentiert mit Farbtönungen seiner Schwarzweißbilder, belichtet mal 20 Minuten in der prallen Mittagssonne, mal drei Minuten im UV-Licht eines handelsüblichen Oberkörperbräuners. So entstehen absolute Unikate: „Jeder Print unterscheidet sich von den anderen, ähnlichen vom gleichen Negativ. Jedes Bild ein Unikat.“  Und zwar in der Regel trotz der chemikalischen und physikalischen Unwägbarkeiten ohne nennenswerten Ausschuss. Was Kollegen Werlein zu dem Ausruf veranlasste: „Du bist nicht zu kopieren! Wer es dennoch versucht, macht sich lächerlich!“

Mit Spannung lauschten die Gäste den Ausführungen des Künstlers zur Möglichkeit, Filme und Fotopapiere auch mit einer Mischung aus Kaffee, Vitamin C und handelsüblichem Waschmittel zu entwickeln.
Der Künstler erläuterte bei der Vernissage geduldig seinen intersierten Gästen die Technik seiner Bilder.
Die Bilder des Düsseldorfer Fotografen sind rahmen- und glaslos gehängt und luden zum genauen Betrachten ein. Das Anfassen der Prints war ausdrücklich erlaubt.
Museumsleiter Kurt Tauber machte sich beim Rundgang mit Vernon Trent seine Notizen: Fast alle Bilder waren verkäuflich zu wohlfeilen Preisen zwischen 175 und 300 Euro.
Zwangloses Fachsimpeln vor Beginn der Vernissage am Parkplatz des Deutschen Kameramuseums in Plech. Die Gäste genossen den schönen Sommertag.
Variationen zum Thema machten unter anderem den Reiz der Plecher Ausstellung aus
Anfassen ausdrücklich erlaubt! Der Künstler vertraut seinen Fans.
Die Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten beeindruckte.
Extra für die Plecher Ausstellung hatte Vernon Trent Kassetten mit Prints geschaffen.

Impressionen vom Aufbau

Mühsam gestaltet sich die Hängung im Treppenhaus
die letzte Ausstellung im "alten" Treppenhaius mit störenden "Wandfresken".
Der Künstler (rechts) legt selbst Hand an.
Natur: Hängung der Bilder ohne Rahmen und ohne Glas
Die rund 40 Prints der Kunstausstellung "I just make pictures" mit Kunstwerken von Vernon Trent sind gehängt
Es war ein hartes Stück Arbeit, aber es hat Spaß gemacht.