Eine antike, handliche Spiegelreflexkamera aus den USA, hierzulande eher selten anzutreffen: die Folmer & Schwing Auto Graflex jr., streng genommen eine Kodak. Dazu ein paar Hintergründe zur besseren Einordnung:
Die Auto Graflex war die Antwort der “Folmer & Schwing Division” (zu dieser Zeit schon beim Kodak-Konzern) auf Probleme, die mit den komplizierten Verschlüssen der frühesten Graflex-Kameras des New Yorker Unternehmens auftraten. Die Auto Graflex hatte jetzt einen “New Simplified Focal Plane Shutter”, einen Stoffvorhangverschluss, der einfach, zuverlässig und schnell war, mit Geschwindigkeiten von bis zu 1/1.000 Sek. Die Auto Graflex war eine Spiegelreflexkamera für Viertelplatten oder Filmpacks.
Die hier präsentierte etwas einfachere “AUTO GRAFLEX JR” (Junior), hergestellt von 1914 bis 1924, war die einzige 2 1/4 x 3 1/4-Inch-Auto-Graflex. Sie ist leicht von späteren Series-B-Graflex-Kameras zu unterscheiden, da sich bei der Junior der Fokussierknopf höher auf der Kamera befindet und sie eine Frontplatte mit einer vertieften Linsenplatine hat. Das Objektiv wird über einen Balgen scharfgestellt. Das Rückteil ist fest angebracht und nicht, wie bei anderen Modellen üblich, drehbar gelagert.
Das wechselbare Objektiv (es gab auch ein passendes Zeiss-Objektiv) mit Schraubanschluss ist beim Museumsmodell ein Kodak Anastigmat 1:4,5/4 1/2 Inch, offenbar speziell für die 2 1/4 x 3 1/4-Kamera, wie die Zusatz-Gravur “2 1/4 x 3 1/4” vermuten lässt; Seriennummer: 1174.
Die “Folmer & Schwing Mfg. Co.” wurde 1887 von William F. Folmer und William E. Schwing als Fahrradunternehmen in New York gegründet. Die ersten Kameras erschienen in ihrem Katalog von 1896. Folmer entwickelte 1898 die erste Graflex-Kamera. Der komplizierten Schlitzverschluss der ersten Modelle wurde ab 1904 durch einen Stoffvorhangverschluss ersetzt, der zuverlässig und schnell war. Am Museumsmodell funktionieren Spiegelauslösung und Verschluss immer noch.
Von 1905 bis 1926 war das Unternehmen eine Abteilung von Eastman Kodak in Rochester, New York. Dann wurde daraus die “Folmer Graflex Corporation”.