Ein englischer Filmprojektor eines französischen Konzerns im Vertrieb der deutschen Tochter: der Pathé-Projektor “GEM” (englisch für “Edelstein”, “Juwel”, “Kleinod”) aus London wurde eigentlich 1939 vom weltberühmten Konzern Pathé entwickelt und bis in die 1950er Jahre hinein in diversen Variationen und für verschiedene Filmformate gebaut. Pathé gilt als Erfinder des Amateurfilms, weil erst der 1922 vorgestellte mittenperforierte 9,5 mm breite Streifen den Massenmarkt ermöglichte. Denn Filmmaterial war teuer und je breiter das Trägermaterial desto teurer der Film.
In den folgenden Jahrzehnten produzierte Pathé, auch unter dem Namen der englischen Niederlassung “Pathéscope” und der 1926 in Düsseldorf gegründeten Pathex GmbH, Filmkameras und -projektoren für viele Formate: 28 mm, 17,5 mm, 16 mm, 9,5 mm, 8 mm und Super-8. In Frankreich und England wurden eigenständige Produktionsstätten betrieben, in Deutschland existierte in Düsseldorf nur ein Vertrieb, wo die Geräte aus Frankreich oder England unter dem Namen “Pathex” angeboten wurden.
Unter der Vielzahl an Nachkriegsmodellen ist hier der vom Pathéscope-Chefingenieur Leslie Snoad schon 1939 entworfene GEM besonders interessant, der ab 1948 in England zu kaufen war und nicht auf den französischen Markt kommen durfte. Zehn Jahre lang galt dieser aus Druckgussteilen gefertigte Projektor mit einer 12-Volt-Lampe mit 100 Watt, einer variablen Projektionsgeschwindigkeit und 300-Meter-Spulen beim Format 9,5 mm als gelungenes Designobjekt. Das Gerăt wurde aber auch für 8 mm und für 16 mm angeboten – wie das hier beschriebene Museumsexemplar. Beim Plecher Exponat fehlt übrigens der Schriftzug “GEM” an der Frontseite, die Marke “Pathex” geht nur aus dem Typenschild am Boden des Apparats hervor.
Eine Seriennummer ist zwar eingestanzt, aber kaum leserlich – es könnte 11503 heißen. Die Zahl im Feld “Filmformat” kann man nur erahnen: Hier sind mehrere Zahlen wild über- und halb nebeneinander eingraviert. Der Breite des Filmstreifens nach handelt es sich um einen der eher selteneren 16-mm-Projektoren.
Die deutsche 9,5-mm-Version verwendete das deutsche Objektiv Kiptar Serie S 1:1,6/35 mm, die vorliegende 16-mm-Museumsversion ein Kiptar Serie S mit einer Lichtstärke 1:1,6 und 50 mm Brennweite. Während die späteren Kiptar und Ultra Kiptar mit dem Namen Isco-Göttingen beschriftet wurden, trägt die S-Serie den Namen “Schneider”, der Muttergesellschaft von Isco. Die Schneider Kiptar-S-Serie ist heute selten anzutreffen. Der Projektor – hier mit einer rotbraunen Lackierung – wurde in verschiedenen Farben verkauft. Die 16-mm-Version benutzt Filmspulen mit bis zu 240 Meter Länge.
1965 nannte sich die Pathé-Niederlassung in Düsseldorf nicht mehr „Pathex”, sondern noch noch „Generalvertrieb für Pathé, Alfons Berg”. 1968 endete dann die Kamera-Produktion von Pathé. Die Firma ist aber auf dem Gebiet Kino und Film noch in vielen Geschäftszweigen aktiv.