Auf den ersten Blick irgendwie eine Rolleiflex oder Rolleicord, wenn nur diese chinesischen Schriftzeichen nicht wären. Die hier gezeigte Seagull (“Seemöwe”) ist tatsächlich der Rolleicord nachempfunden und wurde von einem der ältesten Kamerahersteller Chinas, der Shanghai Seagull Camera Limited, produziert, deren Logo eine Seemöwe ziert. Vorgänger dieser Serie war die Shanghai 4.
Es handelt sich bei der hier gezeigten Seagull 4 B 1 (Erscheinungsjahr: 1968) um eine klassische und rein mechanische zweiäugige Spiegelreflexkamera für 120er-Rollfilm mit den möglichen Negativformaten 6 x 6 und 6 x 4,5 cm. Für das kleinere Format wurde eine einfache Formatreduziermaske aus dünnem Metall eingelegt, die bei gebraucht erworbenen Apparaten oft verloren gegangen ist.
Die Modellreihe 4 besteht dabei aus der Seagull 4 aus dem Jahre 1967 sowie den entsprechenden Folgemodellen 4 A, 4 B, 4 B 1 und 4 C mit weiteren Untervarianten. Dabei orientiert sich die 4 A durch die Transportkurbel an der Rolleiflex, die 4 B mehr an der Rolleicord (Transportrad). Ansonsten wurden durchaus Kleinigkeiten verändert oder modernisiert. Die Seagull-Kameras gab es sowohl mit chinesischen als auch mit lateinischen Schriftzeichen und in Schwarz oder in Chrom.
Für den Export wurden verschiedene Varianten und Farbmuster aufgelegt unter anderem als Revue 6 x 6, als Gullwing oder für einen Weidener Fotohändler als B.I.G. Twin. Die technischen Unterschiede waren meist nicht sehr groß.
Bei den Hajou-Aufnahmeobjektiven mit unterschiedlichen Bezeichnungen handelt es um vergütete dreilinsige Triplets, das Hajou SA-99 vom Topmodell ist ein Vierlinser. Filtergröße: M 34 x 0,5.
Der Zentralverschluss der 4 B muss im Gegensatz zur 4 A getrennt vom Filmtransport gespannt werden. Dafür sind Doppelbelichtung sehr einfach möglich – allerdings auch versehentlich. Die Zeiten reichen meist von 1 bis zur 1/300 Sekunde und B, bei manchen Modellen ist auch die 1/500 Sekunde möglich.