Hermann Schoepf (1888-1979) war nicht nur ein ausgezeichneter Stereo-Fotograf sondern hatte sich auch auf Mikrofotos spezialisiert. Sein fotografischer Nachlass, bestehend aus historischen Fotogeräten, Büchern, Dias und Bildern kam über Umwege, nämlich durch seine Nichte Ingrid Lieb aus Schirnding, ins Deutsche Kameramuseum.
Es fing ganz harmlos mit einem Anruf von Ingrid Lieb aus Schirnding an der Grenze zu Tschechien an: Man habe in der Frankenpost den Bericht über das künftige Kameramuseum Plech gelesen und man habe noch ein paar Stereo-Kameras von einem Onkel namens Hermann Schoepf herumliegen und ein paar Bücher und Mikroskope und Stereo-Dias.
Onkel Hermann habe auch ein Fachbuch geschrieben zum Thema Mikrofotografie (siehe Bild). Von der Familie habe niemand Interesse daran und so habe man überlegt, die Dinge dem Plecher Kameramuseum zu überlassen.
Als Mann schneller Entschlüsse setzte sich Kurt Tauber an einem Samstag Mitte Juni 2009 mittags ins Auto, fuhr nach Schirnding und kehrte abends mit rund 150 kg Photographica für die Stiftung Kameramuseum Kurt Tauber zurück. Mit dabei eine Witt Iloca Stereo II, eine funktionsfähige Rolleidoscop aus dem Jahr 1928 und eine entzückende Sola von Schatz & Söhne aus dem Schwarzwald (eine Miniaturkamera mit Federwerkmotor) – um hier nur einige wenige Apparate zu nennen.
Ein fesselndes Zeitdokument aus dem Leben des weit herumgekommenen Fotografen Hermann Schoepf ist das sogenannte “Arbeitsbuch”. Daraus geht unter anderem hervor, dass Schoepf (geboren am 4. Juni 1888 in Wunsiedel) von 1924 bis 1926 eine Ausbildung an der Staatslehranstalt für Lichtbildwesen in München absolvierte (Gesellenprüfung 1926).
Zwei Jahre war Schoepf “Lichtbildner”, dann 1928/1929 Geflügelfarmleiter. Von 1929 bis 1936 arbeitete Schoepf bei der Eisenberger Trockenplattenfabrik in Thüringen als Labor- und “Phototechniker”.
Von 1937 bis 1940 war er Fotograf bei der Landesbildstelle Nordbayern e.V. in Bayreuth, bevor er 1941 als “Photograf/Photomeister”) zum Raumbild-Verlag Otto Schönstein in München (später Oberaudorf) wechselte, wo er bis Kriegsende blieb, um dann von der Raumbild-Werkstätte Braun & Wiesengrund in Oberaudorf übernommen zu werden. 1946 ging es wieder zurück nach München zum Omnia-Verlag und Großhandel Anton Dumbser, ebenfalls bekannt auch für Stereo-Bilder und Stereo-Bücher. 1979 starb Schoepf 91-jährig in München, wo seine Familie lebte und wo er auch begraben ist.
Hier beispielhaft eins der besonderen Exponate der Zustiftung Lieb aus dem Nachlass Schoepf
Genau 100 Stereobildpaare umfasste das unter Sammlern legendäre Raumbildwerk “Das hunderttürmige Prag – Die alte Kaiserstadt an der Moldau”, das komplett von Hermann Schoepf fotografiert wurde und 1943 auf den Markt kam. Der Text stammt von Hans Felix Zimmermann und anderen Autoren. In Sammlerkreisen ist diese Ausgabe heute eine begehrte Rarität, die im Jahre 2010 im Antiquariat in gutem Erhaltungszustand zwischen 1.000 und 2.000 Euro kostete.
In den doppelwandigen Buchdeckeln der Raumbildalben fanden nicht nur die Stereo-Bildpaare Platz sondern auch die Bildbetrachter, die es in verschiedenen Ausführungen gab.