2019: „Donbas – Bilder von Europas vergessenem Krieg“ (Till Mayer / Oles Kromplias)

Bild: Till Mayer

Regelmäßig besucht der Journalist Till Mayer das Kampfgebiet im Donbas (Ost-Ukraine). Zusammen mit dem ukrainischen Fotografen Oles Kromplias dokumentiert er den Alltag der Soldaten und Zivilisten längs der Schützengräben.

Damals ahnte niemand, was die Zukunft heute noch bringen würde - oder doch?

Das Deutsche Kameramuseum in Plech zeigte vom 8. September bis 24. November 2019 eine Ausstellung von Fotografien, die Till Mayer aus Bamberg und der ukrainische Fotograf Oles Kromplias von den Kriegswirren im Donbas (Ukraine) gemacht haben.

Eines der letzten Fotos von Vadym: 2011 hatte der 47-Jährige in Shyrokyne mit seiner Familie seinen Urlaub verbracht. Im Mai 2019 hält er mit anderen Soldaten seiner Brigade in dem völlig zerstörten Ort die Stellung. Wenige Tage, nachdem das Foto entsteht, verunglückt er tödlich an der Front.

Der Ukrainer kennt den Krieg aus der Perspektive eines Soldaten. Der Deutsche hat Kriege und Konflikte vor allem aus der Sicht der Helfer und Zivilisten erlebt. Politisch sind die beiden auch auf unterschiedlicher Wellenlänge. Aber über ihre gemeinsame Arbeit als Chronisten des im Rest-Europa fast schon vergessenen Krieges in der Ukraine wurden sie Freunde: Till Mayer aus Bamberg und Oles Kromplias aus der Ukraine.

Aus über 30 Kriegen und Konflikten hat der Bamberger Journalist Till Mayer schon berichtet.

Als Praktikant erlernte Till Mayer (Bild) beim Nordbayerischen Kurier in Pegnitz sein Handwerk und seit Jahren arbeitet er als Redakteur beim Obermain Tagblatt in Lichtenfels. 

Aus über 30 Kriegen und Konflikten hat der Bamberger Journalist schon berichtet. 

Oles Kromplias (Bild) hat 2014 selber an vorderster Front in der Ostukraine gekämpft. Dann tauschte er die Waffe gegen die Kamera. Der Ukrainer kennt den Krieg aus der Perspektive eines Soldaten. Der Deutsche hat Kriege und Konflikte vor allem aus der Sicht der Helfer und Zivilisten erlebt, war für das Rote Kreuz im Katastropheneinsatz weltweit unterwegs.

Oles Kromplias schloss sich 2014 dem Freiwilligen-Regiment namens Asow an, weil, wie er sagt, „der schnellste Weg an die Front mit einem vollen Kalaschnikow-Magazin“ war. Mittlerweile in der Armee integriert, stehen laut Kritiker im Asow-Regiment noch immer Rechtsextreme unter Waffen. 

Der Ukrainer Oles Kromplias arbeitet bewusst mit einer analogen Kamera

Gegensätzlich und doch Freunde

Für Till Mayer sind die Anführer und Teile der Asow-Kämpfer eine Gefahr für die Demokratie. Oles Kromplias hingegen besteht darauf, dass ohne die Asow-Freiwilligen und andere Freiwilligen-Einheiten der Krieg 2014 für die Ukraine verloren gewesen wäre.

Der gegenseitige Respekt vor ihrer gemeinsamen Arbeit lässt die beiden dennoch zu Freunden werden. 

Sie haben ein gemeinsames Ziel: den Krieg im Osten der Ukraine nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Mehrere Reisen führen sie in die Schützengräben der ukrainischen Armee, wo sie immer wieder für Tage mit den Soldaten in der ersten Linie leben können. Für Till Mayer bedeutet es neue Perspektiven als Fotograf und Journalist. Ebenso für Oles Kromplias, als er mit seinem Kollegen die leidende Zivilbevölkerung nahe der sogenannten „Kontaktlinie“ erlebt. So zeigen sie die Schicksale der Menschen auf, die an der Frontlinie (über-)leben müssen.

Bei beiden hat Krieg das Leben geprägt. Das merkt man ihren Bilder an, die den Betrachter mitnehmen zu etwas, das unfassbar ist. 30 packende und schockierende Aufnahmen stellte das Kameramuseum 2019 in einer viel beachteten Ausstellung und einem nachdenklich stimmenden Vortrag anlässlich der Vernissage aus.

Ein Soldat hält ein Bilderbuch in einem zerstörten Vorschulklassenzimmer in Shyrokyne. Der Küstenort wurde durch Kämpfe weitgehend zerstört.
Dieses Bilddokument von den Molotow-Cocktails werfenden Ukrainern stammt von Oles Kromplias aus dem Jahre 2014: Teilnehmer der Proteste gegen die Anti-EU-Politik des Präsidenten Janukowitsch werfen Molotowcocktails auf die Polizisten einer Sonderdivision. Wenige Minuten später stürmen Polizisten auf das Dach des Gebäudes. Die Protestierenden fliehen zusammen mit dem Fotografen durch ein kleines Fenster.
Die 30 Aufnahmen der Ausstellung im Deutschen Kameramuseum sind alle bewusst in Schwarzweiß gehalten, was die Düsternis der kriegerischen Auseinandersetzung im Donbas unterstreicht.

Zum Bericht über die Vernissage „Donbas – Bilder von Europas vergessenem Krieg“