Unter einer Mikroskopiekamera versteht man normalerweise eine hochwertige Spezialkamera. Dass es auch anders geht, beweist dieses seltene System von Bilora von 1954, das in einem sorgfältig verarbeiteten Holzkästchen von “KOSMOS-Lehrmittel” (Franckh’sche Verlagshandlung Stuttgart) daherkommt. Darin die Bilora Mikro-Box (rechts) nebst reichhaltigem Zubehör. Mit dabei beispielsweise: ein Drahtauslöser, diverse Farbfilterscheiben, das Box-ähnliche Einstellgerät (links) mit rückwärtiger Mattscheibe (sogar mit aufklemmbarer Einstelllupe), Einzelbildhalter für Planfilme, eine Rollfilmspule 120 (komplett aus Blech gefertigt), Reduzierstreifen für die Änderung des Negativformats von 6 x 9 cm auf 6 x 6 cm oder 41/2 x 6 cm und vieles mehr bis hin zur Original-Bedienungsanleitung. Die Einstellbox wurde auf das Mikroskop aufgesetzt. War das Bild auf der Mattscheibe scharf gestellt wurde mit der eigentlichen Mikro-Box dann anschließend das Foto gemacht. Fehlt hier nur noch das passende einfache Schüler-Mikroskop.
Mitteilungen der Industrie (Fotomagazin) von 1954:
“Die vom Bilora-Werk, Kürbi & Niggeloh, Radevormwald, neu herausgebrachte Bilora-Mikro-Box soll allen das Eindringen in diesen hochinteressanten Zweig der Photographie ermöglichen. Dabei darf ohne jede Übertreibung gesagt werden, dass mit dieser überaus preiswerten Einrichtung Mikroaufnahmen hoher Qualität erreicht und dass sogar Farb- und auch Aufnahmen im polarisierten Licht ohne Schwierigkeiten gemacht werden können. Das Prinzip: 2 Bilora-Box-Kameras werden benötigt, von denen eine als Einstellgerät mit einer Mattscheibe ausgerüstet ist. Man setzt nun dieses Einstellgerät einfach auf das Okular des Mikroskops auf und kann die Einstellung des Objekts mit Hilfe des Scharfstelltriebs am Mikroskop leicht und sicher vornehmen. Danach wird das Einstellgerät abgenommen und an dessen Stelle die zweite Box, die mit einem Film beschickt ist, aufgesetzt.
Da sowohl die Aufnahme-Kamera wie auch das Einstellgerät kein Objektiv haben, wird die Bildqualität einzig und allein von der Güte des verwandten Mikroskops und der Beleuchtungseinrichtung bestimmt. Dabei sind für die Bilora-Mikro-Box keine komplizierten Haltevorrichtungen notwendig. Sie gewährleistet schnelle Aufnahmebereitschaft und Bildfolge. Bei Verwendung eines binokularen Tubusaufsatzes können Einstellgerät und Aufnahme-Kamera gleichzeitig und nebeneinander auf das Mikroskop aufgesetzt werden. Auf diese Weise ist sogar die einwandfreie Aufnahme lebender Mikro-Objekte möglich. Der in die Kamera eingebaute Synchrokontakt (X-Kontakt, Vorzündzeit + 0) gestattet hierbei die Anwendung von Blitzlampen und Röhrenblitzgeräten.
Das Einstellgerät und die Aufnahme-Kamera mit dem Photozubehör (Drahtauslöser mit Feststellschraube, Planfilmhalter für Einzelaufnahmen, vier verschiedenfarbige Lichtfilter) sind in einem stabilen, formschönen Holzkasten untergebracht. Jedem Arbeitskasten wird ein ausführliches Anleitungsheft beigegeben, welches vom Initiator des Verfahrens, Herrn Dr. Hans Soest, Rd.-Lennep, verfasst wurde.”