Eine in mehrfacher Hinsicht einmalige Fotokamera: Zum einen der einzige Fotoapparat, den die fränkische Elektronik-Firma Metz (TV/Radios/Blitzgeräte) jemals hergestellt hat. Zum zweiten die weltweit erste Spiegelreflexkamera für das Aufnahmeformat 24 x 24 mm auf Kleinbildfilm 135. Und zum Dritten ein mehr als ungewöhnliches Design: Um an den Lichtschachtsucher, den Transporthebel und das Rückspulrad zu gelangen, musste man die komplette Oberkappe der Kamera um 90 Grad nach vorne klappen.
Auch das eine Konstruktion von Heinz Kilfitt
Einfallen lassen hat sich das alles der bekannte deutsche Konstrukteur und Fabrikant Heinz Kilfitt. Der gelernte Uhrmacher war mit seiner eigenen Firma ein angesehener Objektivhersteller, bekannt für Entwürfe wie die Macro-Kilar-Serie von 1955 oder später die Konstruktion des Voigtländer Zoomar 1:2,8/32-86 mm, des ersten Zoomobjektivs der Welt für Kleinbildkameras. Er begann 1941 mit der Herstellung von Optiken in München und weitete den Betrieb 1947 auf Liechtenstein aus, später fand die Produktion jedoch nur noch in München statt. Heinz Kilfitt gilt auch als Vater des Robot, einer Kamera-Serie mit Federwerksantrieb und ebenfalls dem Negativformat 24 x 24 mm, was etwa 50 Aufnahmen auf einem 36er Film des Typs 135 ermöglichte.
Die Kamera wurde also von Heinz Kilfitt entworfen, die Gehäuse wurden aber von der Apparatefabrik Metz in Fürth in Bayern produziert. Metz ist einer der bekanntesten Hersteller von hochwertigen Radio- und Fernsehgeräten und in der Fotoszene durch seine leistungsfähigen Amateur- und Profi-Elektronenblitzgeräte geschätzt.
Kameraproduktion beim Radio- und TV-Hersteller Metz
Bei Metz entstanden so von 1953 bis 1958 trotz des verhältnismäßig günstigen Preises von etwa 300 DM nur relativ wenige Kameras. Die Objektive steuerte Kilfitt bei. McKeown und andere Quellen berichten, dass Metz offenbar mit dem Erfolg der Zusammenarbeit nicht wirklich zufrieden war und sich dann aus der Zusammenarbeit zurückgezogen hat. Heinz Kilfitt ließ dann die Mecaflex noch von 1958 bis etwa 1965 beim Kamerahersteller SEROA in Monaco zusammenbauen. S.E.R.O.A. ist die Abkürzung für “Société d’Etude et Recherche Optique et Acoustique”.
Die erste Serie aus Fürth erkennt man am Schriftzug “METZ” unterhalb des Logos “M” (für Mecaflex), die Exemplare aus Monaco sind an dieser Stelle mit “SEROA” markiert.
Die Standardobjektive zur Mecaflex besitzen eine Springblende, die einen der wesentlichen Vorteile dieser Kamera darstellt. Sind der Verschluss und der Springblendenmechanismus der Mecaflex gespannt, wird ein helles, parallaxenfreies Mattscheibenbild sichtbar, und dieses bleibt hell bis zum Moment des Auslösens. Bei den meisten damaligen Kameras verdunkelte sich der Sucher, wenn die Blende entsprechend eingestellt wurde.
Prontor-Reflex-Verschluss mit X-Synchronisation bis 1/500 Sekunde
Der eingebaute Prontor-Reflex-Verschluss stammt von Gauthier. Er sitzt hinter dem Objektiv und bietet Einstellungen für die Zeiten B sowie 1 bis 1/300 Sekunde. Der Zentralverschluss ist vollsynchronisiert für Blitzlichtaufnahmen (X- und M-Kontakt) für Blitzbirnchen beziehungsweise Elektronenblitz, der auf X mit allen Verschlusszeiten verwendet werden kann.
Die Mecaflex ist mit Wechselobjektiven ausgestattet, deren spezielle Bajonettfassung einen schnellen Austausch erlaubt. Auch diese Objektive wurden von Heinz Kilfitt konstruiert und in München produziert. Ursprünglich waren die beiden Standardobjektive Kilar 1:3,5/40 mm und Kilar 1:2,8/40 mm mit Entfernungseinstellung jeweils von Unendlich bis 50 cm im Angebot, dazu ein Tele-Kilar mit 1:4,0/105 mm. Später gab es noch ausgesprochene Makroobjektive mit einer Naheinstellgrenze von nur 10 cm. Es sollen auch Mecaflex-Kameras mit Kilfitt Kilaren ausgeliefert worden sein, die von Benoist Berthiot, Paris, in Lizenz hergestellt worden waren. Wie überhaupt Kilfitt vor allem durch seine Makro- und Telekonstruktionen für die verschiedensten Kameraanschlüsse bekannt wurde.
Reichhaltiges Zubehör von Makro bis Stereo im Angebot
Zur Mecaflex war auch reichhaltiges Zubehör lieferbar: beispielsweise Zwischenringe, ein Balgengerät für den abschraubbaren Objektivkopf des Tele-Kilar 105 mm für Aufnahmen von Unendlich bis zum Maßstab 1:1. Ebenso ein Naheinstell- und Stereoschieber sowie ein Mikro-Zwischenstück für einen Okulartubus von 25 Millimetern.
Diese Themen könnten Sie auch interessieren:
- Zusatzobjektiv zur Mecaflex: Kilfitt Tele-Kilar 1:4,0/105 mm
- Der Konstrukteur und Fabrikant Heinz Kilfitt
- Der Optikhersteller Kilfitt in Vaduz und München
- Die Elektronikfirma Metz in Fürth/Zirndorf
- Der Kamerahersteller S.E.R.O.A. in Monaco
- Der Robot: Auch das ein Kind von Heinz Kilfitt
- Ein Geniestreich von Kilfitt: Voigtländer Zoomar 1:2,8/32-86 mm
Zuletzt aktualisiert: 14.05.2024