Robot Primafot: „Selfie-Roboter“ anno 1950

primafot solo
Bild: Kurt Tauber

Die Kameramarke Robot kennt jeder Photographica-Sammler auf der ganzen Welt: Robot, Robot II oder Robot Royal 36 Modell III, um nur einige zu nennen – das sind die Geräte, von denen jeder Amateurfotograf und viele Profis in den 1950er und 1960er Jahren geträumt haben. Und heute noch bekommen Sammler glänzende Augen, wenn sie die fast schon exotischen Raritäten wie den Robot Royal Modell III oder den Robot Recorder 36 BET bei eBay sehen.

Den Robot-Insider erkennt man übrigens daran, dass er nicht „die Robot“ wie „die Leica“ oder „die Rolleiflex“ sagt, sondern „der Robot“. Ursprünglich wurde die Kamera auch „RoBoT“ geschrieben, wie auf alten Anzeigen von 1934 mit einem stilisierten Roboter-Männchen zu sehen ist – augenscheinlich dem Wortstamm des RoBoTers entliehen. Das sollte wohl von Anfang auf einen hohen technischen Standard hinweisen.

Im Deutschen Kameramuseum in Plech ist seit Jahren ein ganz besonderer „RoBoT“ zu bestaunen, von dem es weltweit nur noch ganz wenige geben dürfte: der „Robot Primafot“. Jedenfalls fand sich anno 2023 im allwissenden Internet nur das eine Exemplar im Plecher Museum, allenfalls gibt es Abbildungen aus Prospekten oder alte Fotografien dieses skurrilen Kastens, der mit seinen zwei Lampengehäusen irgendwie an Mickey Mouse erinnert.

Bei diesem Vorläufer der Fotoautomaten zum Herstellen von Passbildern usw., wie sie lange auf Bahnhöfen oder im Eingangsbereich von Kaufhäusern anzutreffen waren, handelt es sich um ein absolut seltenes Fotogerät der Firma Robot (Otto Berning & Co., Düsseldorf) aus den 1950er Jahren, die Firma, die heute noch als Hersteller von Kameras in Verkehrsüberwachungsanlagen legendär ist.

Vorne auf dem Kasten befindet sich ein Spiegel mit einem Loch in der Mitte, vor dem sich der “Selbstporträtist” nach Gusto in Szene setzen und sich dann mittels der eingebauten Robot-Kamera und einem elektrischen Selbstauslöser ohne fremde Hilfe selbst ablichten konnte. Der Kleinbildfilm 135 ermöglichte 48 Aufnahmen im Format 24 x 24 mm ohne Boxenstopp“. Die zwei Lampen oben sorgen für ausreichend Licht. Preis Anfang der 1950er Jahre: um die 1.000 Mark.

In der einschlägigen Literatur ist bisher wenig über diesen Apparat bekannt. Im Internet war einmal ein nahezu baugleiches Gerät unter dem Namen „ROBOT TECHNIKO Fotomatic“ anlässlich einer Auktion beschrieben – sonst Fehlanzeige.

Es war der Beginn einer neuen Ära im Kamerabau, als 1934 auf der Leipziger Messe mit dem “Robot” der Öffentlichkeit „die erste automatische Kamera der Welt“ (zeitgenössische Werbung) vorgestellt wurde. Es war eine echte Sensation, die neue Firma (Otto Berning & Co., Schwelm, gegründet 1933) war schlagartig in der Welt der Fotografie bekannt. Das quadratische Negativformat von 24 x 24 mm erlaubte fast 50 Prozent mehr Aufnahmen pro Kleinbildfilm 135. Der Fotograf musste sich auch wie bei der Rolleiflex nicht zwischen Hoch- und Queraufnahmen entscheiden, was der Aufnahmegeschwindigkeit zugutekam. Ein Federwerksaufzug erlaubte 20 Aufnahmen und mehr in schneller Folge, ohne dass die Kamera vom Auge genommen werden musste, um den Film manuell zu transportieren: ein Fotoroboter eben…

Objektdaten

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Fotoapparate analog Kategorie/Typ
Kleinbildkamera, Studiokamera, Spezialkamera
Firma / Produktion
Fotografischer Film / Konfektion (Foto)
Kleinbild 135
Negativformat fotografischer Film
24 x 24 mm
Filmtransport
Federwerksantrieb
Entfernungsmesser
Nein
Belichtungsmesser
nein
Belichtungssteuerung
manuell
Fokussierung
Fixfokus
Bildstabilisator Kamera
Nein
Verschlusstyp
Rotorverschluss
Datenrückwand
Nein
Produktionszeitraum ab
1950
Entstehungszeitraum Dekade
1950-1960
Produktionsstückzahl
Sicher nur geringe Stückzahlen
Gehäusematerial
Metall (Alu, Messing, Guss usw.)
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