Der Augsburger Fotograf Reimar Oesterlen bereiste Jahre lang die Welt und hielt seine Eindrücke mit einer der seltenen Stereo-Rolleiflex-Kameras - nur drei Prototypen wurden gebaut - auf farbigen 6 x 6-Dias fest. Entstanden sind so beeindruckende Überblendschauen in Stereotechnik nach dem Polarisationsverfahren über die USA, Kanada, Indien, Pakistan oder die Nord-Westpassage mit dem Expeditionsschiff Hanseatic, um nur einige Themen zu nennen - einmalige Bilddokumente in hoher Qualität.
Das Rolleimarin-Tauchgehäuse war das Vorbild
Die Erben des Fotografen – Olaf Oesterlen aus Heidenheim und Birgit Biswanger aus Königsbrunn – haben die Projektionsanlage mit 6 Hasselblad-Projektoren PCP 80 samt Diaschauen, vorführfertig in 100 (!) Hasselblad-Rundmagazinen, nebst Polarisationsbrillen und Tonbändern mit den Vortragstexten im Jahre 2012 dem Deutschen Kameramuseum gestiftet. Der Neupreis eines Hasselblad-Projektors betrug übrigens 1996 stolze 5.278,50 DM – ohne Objektiv!
Die Stereo-Bildpaare im Format 6 x 6 cm wurden mit einer ganz speziellen Kamera erstellt, von der die Firma Franke & Heidecke (Rollei) ganze drei Exemplare herstellte – eigentlich für Unterwasseraufnahmen. Und das kam so: Rollei-Chef Dr. Reinhold Heidecke war von den Eigenschaften des Rolleimarin-Tauchgehäuses für die Rolleiflex so begeistert, dass er noch 1953 seinen Konstrukteuren den Auftrag erteilte, zusätzlich eine Stereokamera für die Unterwasserfotografie zu entwickeln – selbstredend nebst dazugehörigem Gehäuse.
Man konstruierte also zwei Rolleiflex Automaten (K 4 A) so um, dass die in einem gemeinsamen Body vereinigt waren. Nur drei dieser Doppel-Rolleis und die dazugehörigen UW-Gehäuse wurden als Prototypen hergestellt. Das erste Exemplar erhielt der Meeresforscher Hans Hass, der nicht den richtigen Zugang zu dieser Art des Fotografierens fand und es nach einigen Jahren an den Augsburger Reisefotografen Reimar Oesterlen verkaufte.
Und mit dieser Kamera wurden dann die vielen Hundert Fotos erstellt, die der Produzent von Diaserien und Inhaber der Augsburger Firma WERBO-Werbemittel auf seinen Vortragsreisen bei seinen Stereo-Diaschauen mittels der sechs Hasselblad-Projektoren zeigte. Entstanden sind so einzigartige Überblendschauen in Stereotechnik nach dem Polarisationsverfahren über die USA, besonders New York, über Kanada, Indien, Pakistan oder die Nord-Westpassage mit dem Expeditionsschiff Hanseatic, um nur einige Themen zu nennen. Die Erben des Fotografen haben 2012 die Projektionsanlage samt Diaschauen, vorführfertig in Hasselblad-Rundmagazinen, samt Polarisationsbrillen und Tonbändern mit den Vortragstexten dem Deutschen Kameramuseum gestiftet. Hier wurden die Gerätschaften erst einmal gesichert und eingelagert, um sie irgendwann wieder einmal vorzuführen.
“Augsburger Puppenkiste” für die Sparkassenfilialen
Oesterlen war auch von 1970 bis 1994 mit einer anderen Geschäftsidee bei den damaligen Sparkassen gut im Geschäft: Er produzierte die automatischen Abspielgeräte, die in fast jeder süddeutschen Sparkassenfiliale zur Unterhaltung der lieben Kleinen aufgestellt waren, wenn die Eltern am Schalter ihre Bankgeschäfte erledigten. Auf Knopfdruck wurden vertonte Diaserien aus Aufführungen der berühmten “Augsburger Puppenkiste” abgespielt. Den Vertrieb und den Service für diese Geräte besorgte Oesterlen mit seiner Firma WERBO.
Diese Doppel-Rolleiflex ist einer von nur drei Prototypen
Fotoapparat mit Geschichte: Diese absolute Rarität, eine Doppel-Rolleiflex für Stereoaufnahmen, ist eine von nur drei von Franke & Heidecke (Rollei) 1954 gebauten Prototypen, von denen nur noch zwei existieren. Diese Kamera gehörte ursprünglich dem Meeresforscher und Unterwasserfotografen Dr. Hans Hass, der sie an den Augsburger Reisefotografen Reimar Oesterlen verkaufte. Dieser erstellte damit die Hunderten von Stereo-Dia-Paaren, die seit 2012 im Deutschen Kameramuseum in Plech lagern.