Jacques Bolsey (Jacques Bogopolsky, Jacques Boolsky...)

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Bild: Heinrich Hirtz

Ohne Zweifel zählt der Mann, von dem hier so vage die Rede ist, zu den bedeutendsten Konstrukteuren in der Foto- und Filmbranche. Das Wissen über die Person Jacques Bogopolski oder Bogopolsky, der sich später Jacques Boolsky nannte, am Ende dann Bolsey, und der in Amerika auch als Dr. Bolsey bezeichnet wurde, ist nur bruchstückhaft zu rekonstruieren. Aus welchen Gründen B. seinen Namen öfters änderte, ist heute nicht mehr nachzuvollziehen.

Ein bedeutender Konstrukteur der internationalen Fotoindustrie

Eine Spurensuche von Kurt Tauber
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Der weltweit einzig noch existierende Prototyp der kleinsten Filmkamera der Welt, der späteren Bolsey 8, steht im Deutschen Kameramuseum. Auftraggeber und Mitkonstrukteur war der Weltbürger Jacques Bolsky, geboren als Yacob Bogopolsky. Copyright/Foto: Kurt Tauber

Geboren 1895 oder 1896 als Yacob Bogopolsky in Kiew in der Ukraine, studierte er nach 1914 in Genf Medizin und Schöne Künste. In manchen Veröffentlichungen wird er übrigens auch als gebürtiger Pole, Russe oder Schweizer bezeichnet. 

1924 gründet er in der Schweiz die Firma Bol S.A. (S.A. = Société Anonyme – entspricht der deutschen AG) mit bald 45 Mitarbeitern, die meist aus der Uhrenbranche stammten. Er konstruierte und baute beispielsweise eine ziemlich  ungewöhnliche 35-mm-Filmkamera namens „Cinegraph Bol“, die sich zum Projektor umrüsten lässt und mit der man sogar Negative zum Positiv kopieren und auch Vergrößerungen anfertigen kann.

Jacques Bogopolsky konstruierte noch eine ganze Reihe anderer heute noch bekannter schweizer Foto- und Filmkameras von der Alpa bis zur Bolex bevor er 1839 in die USA auswanderte und erst richtig loslegte. 

Er wechselte nicht nur häufig seinen Namen, sondern gründete auch eine Firma nach der anderen, von denen die bekannteste die „Bolsey Corporation of America“ ist. Seine Apparate ließ er teils in der Schweiz, teils in den USA und teils in Deutschland fertigen beziehungsweise er vertrieb auch deutsche Modelle, zum Beispiel von Carl Braun in Nürnberg, unter eigener Modellbezeichnung. Auch für das amerikanische Militär war er sehr aktiv und überhaupt schien B. nicht nur Konstrukteur für fototechnisches Gerät gewesen sein.

1954 lernte er auf der Photokina in Köln den Goslarer Ingenieur Petrus/Piet/Peter Sarabèr kennen, mit dem er die gleiche Leidenschaft für Namensänderungen teilte. Und nicht nur die: Die beiden Herren beschlossen, die kleinste Filmkamera der Welt gemeinsam in den Finetta-Werken in Goslar zu bauen, die spätere Bolsey 8. Und so geschah es – bis 1956 Finetta zahlungsunfähig wurde. Bolsey übernahm schließlich Werkzeuge und die restlichen Bauteile und machte in den USA weiter.

Die Bolsey 8 wurde in verschiedenen Variationen gebaut und geplant, ein großer geschäftlicher Erfolg war sie wohl nicht. In den Katalogen ist die letzte Bolsey-Kamera noch 1961 aufgeführt, 1962 starb Bolsey, seine Familie führte den Betrieb ein paar Jahre noch weiter.

Sarabèr wiederum entwarf mit der TELL CIN S 8 die kleinste Super-8-Filmkamera der Welt. Aber auch das war kein Erfolg: Es wurden in der Schweiz nur etwa 50 bis 60 Stück gefertigt.

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