Roswitha Budow, Marktredwitz

Geschichten gibt’s! Würden sie in einem Fernsehfilm auftauchen, würde man das Drehbuch für schlecht erfunden abtun. Und doch stimmen sie. So zum Beispiel diese aus der Vor-Museumszeit, als die Plecher Einrichtung erst ein Wunsch, eine Idee war. Der Reihe nach:

In Marktredwitz gab es eine Buchhandlung namens Budow, der früher auch ein Fotogeschäft angegliedert war. Anlässlich von Renovierungsarbeiten im Jahr 2010 waren die “alten Sachen” aus dem Keller, die niemand mehr aus der Verwandtschaft oder Nachbarschaft haben wollte, schon zum Sperrmüll bereit gestellt, als Inge Lieb aus Schirnding, die Kurt Tauber schon einmal Fotogeräte und Stereo-Fotos gespendet hatte, zufällig vorbei kam. Diese Foto-Freundin sorgte dafür, dass Tauber informiert wurde und so wurde die Sammlung um nicht wenige interessante Exponate bereichert.  

Die Buchhandlung wurde 1919 gegründet und 1936 von Franz Budow von einem Verwandten übernommen. Damals gehörte auch ein Fotogeschäft mit Fotolabor dazu. Weil Franz Budow zum Militärdienst eingezogen wurde, ruhte das Geschäft während des zweiten Weltkriegs. Einen Tag vor dem Heiligen Abend des Jahres 1948 kam der Buchhändler und Fotograf aus jugoslawischer Kriegsgefangenschaft zurück und machte sich an den Wiederaufbau der Firma, die 1961 in die Geschäftsräume im Hochhaus Egerstraße umzog. 1969 erlag Franz Budow einem plötzlichen Herzversagen und so übernahm die älteste Tochter, Roswitha Budow, die Geschäftsleitung.

Um den Bestand des Betriebs zu sichern, wurde die Buchhandlung 1989 zusammen mit dem Buchhändlerehepaar Beate und Thomas Fischer in eine GmbH umgewandelt. Im Jahr 2000 zog sich Roswitha Budow nach 55 Jahren endgültig aus der Firma zurück.

Bei Renovierungsarbeiten im Sommer 2010 kamen verschiedene Geräte und Utensilien aus dem früheren Fotogeschäft Budow zum Vorschein und sollten entsorgt werden, weil sie niemand haben wollte und man dringend den Lagerplatz brauchte: Vergrößerungsgeräte und Projektoren, Stative, eine Leinwand, diverse Fotoapparate, sogar eine Leica war darunter, sollten auf den Müll. Bis die Museumsfreundin aus Schirnding zufällig bei einem Einkaufsbummel in Marktredwitz den Haufen Fotogeräte auf dem Gehsteig vor dem Geschäft entdeckte. Sie ging in den Laden und machte Roswitha Budow auf den Pegnitzer Sammler und seine Museumspläne aufmerksam. Nach einem kurzen Telefonat setzte sich Kurt Tauber unverzüglich in sein Cabrio, fuhr nach Marktredwitz, klappte das Verdeck auf und belud sein Auto bis zur Unterkante der Fenster. Einiges, was zwar interessant, aber zu sperrig war, musste er zurücklassen. Manches von den damaligen Neuzugängen wartet heute noch auf die genaue Erforschung und Dokumentation. 

Denn dann klappte es mit der Museumsgründung und seit damals gab es immer zu wenig Zeit und zu viele neue verlockende Angebote, die erst einmal gesichert werden mussten.